Kostenlose Girokonten werden allmählich Mangelware – damit endet die Zeit, in der Banken ihre Konten überwiegend ohne Gebühren anboten. Aktuell gibt es dem deutschen Markt rund 104 Banken, die über 241 verschiedene Kontomodelle anbieten: Davon sind nur noch 25 ohne Kontoführungsgebühr. Dabei sind es vor allem die onlinebasierten Direktbanken ohne Filialen, die noch Gratiskonten anbieten, während die meisten Filialbanken Gebühren für die Kontoführung oder Kontoauszüge verlangen. Gleichzeitig nimmt auch die Zahl der Banken ab, die Gratiskonten nur bei einem monatlichen Mindestgeldeingang anbieten – die Anzahl solcher Modelle ist im vergangenen Jahr von 38 auf 33 Girokonten gesunken.
Im Gebührendschungel
Als Grund für die steigenden Kosten für Girokonten wird meist die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) angesehen. Durch den Negativzins auf Spareinlagen zahlen Banken aktuell eine Strafgebühr an die EZB, wenn sie ihr Geld dort zwischenparken. In der Vergangenheit haben sie auf diese Einlagen Zinsen bekommen – jetzt zahlen sie dagegen eine Strafe. Das bringt viele Institute in Bedrängnis und diese versuchen daher Verluste teilweise über Gebühren auszugleichen. Die Norisbank bietet laut Stiftung Warentest eines der wenigen Girokonten, die noch komplett kostenlos sind. Viele andere, vergleichbare Institute erheben beispielsweise Gebühren auf schriftliche Überweisungen oder für besondere Serviceleistungen und scheinen daher lediglich auf den ersten Blick kostenlos. Je nach Kontomodell zahlen Kunden mittlerweile häufig zwischen 60 und 278 Euro Gebühren pro Jahr.
Wechseln leicht gemacht
Wer aktuell von Gebührensteigerungen betroffen ist, kann allerdings aufatmen. Seit September hat der Gesetzgeber den Wechsel des Girokontos vereinfacht und Banken mit dem Zahlungskontengesetz zur Zusammenarbeit verpflichtet. Bei einem Wechsel müssen Kunden neuerdings nur noch ein Formular ausfüllen – die Banken sind dann dazu verpflichtet, Daueraufträge von der vorherigen Bank zu übernehmen. Banken erhalten in diesem besonderen Fall die Erlaubnis, die entsprechenden Daten an das neue Finanzinstitut des Kunden weiterzugeben – das alles muss innerhalb weniger Tage passieren.
Nach Ansicht der FMH-Finanzberatung ist die größte Welle der Gebührenerhöhungen jedoch vorbei. Die meisten Banken haben in den vergangenen Monaten ihre Gebühren bereits erhöht – weitere Anpassungen sind nach Ansicht des Beratungsunternehmens unwahrscheinlich. Weitere Erhöhungen werde es nur dann geben, wenn einzelne Banken nachziehen oder sich die Lage an den Finanzmärkten weiter verschärft.
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