Nai Nai (Zhao Shuzhen) ist der über alles geliebte Mittelpunkt der Familie, die hoch im Nordosten Chinas residiert. Billi (Awkwafina), Nai Nais Enkelin, versucht sich indes in New York als Schriftstellerin, mit mäßigem Erfolg. Da erreicht sie die Nachricht, dass ihre Oma nur noch wenige Monate zu leben hat. Nach alter chinesischer Tradition verheimlicht man Nai Nai jedoch die tödliche Diagnose, auf dass sie die verbleibende Zeit sorglos und glücklich verleben kann. Man arrangiert sogar eine Hochzeit, zu der die Verwandtschaft komplett anreist. Während Nai Nai sich über das große Familientreffen freut, bleibt allen anderen das Feiern im Halse stecken, handelt es sich hier doch um einen endgültigen Abschied. Mit dezent makabrem Humor zelebriert das feinsinnige Psychogramm einer Familie nicht den Tod, sondern das Leben, sei es in komischen Momenten, oder auch tragischen, in dialogreichen genauso wie in wortkargen. Dass der Film sich darauf stützt, auf einer wahren Unwahrheit zu basieren, beweist nur einmal mehr, dass die besten Lügen oft auch den längsten Atem haben.
Uwe Bettenbühl
USA/China 2019, mit Awkwafina, Zhao Shuzhen, Tzi Ma, Diana Lin, Lu Hong, Jiang Yongbo, Chen Han, Aoi Mizuhara, 98 Min.