Der Mann, zu dem Janaina (Janaina Liesenfeld) ins Auto steigt, könnte ihr Großvater sein. Nur kurze Zeit darauf dringt der Fremde mit seinem Glied in die Teenagerin ein. Janaina braucht Geld, also schafft sie an. Ihr geht es nicht anders als Emmy, Joy und Abbie. Die Berliner Gören sind kaum volljährig, schlagen sich jedoch schon knüppelhart mit Sex, Drogen und im Technorausch schwebend durchs Leben. Mit 30, so glauben sie, ist ihr Leben ohnehin vorbei. Und bewegen sich im High-Speed-Tempo durch die Subkultur, ganz gleich, ob es einen Sinn macht oder nicht. Mit seinem Regie-Debüt „Yung” verarbeitet Henning Gronkowski sowohl eigene Erfahrungen in der Szene als auch Erzählungen und Bekenntnisse von Berliner Teenager*innen, die zur sogenannten Millennial-Generation gehören. Dadurch wirkt der Film stets authentisch, bleibt hautnah am Alltag der vier Freundinnen, denen die Welt offensteht, die ihr jedoch mit einer kaltblütigen Depression begegnen. Das macht „Yung” zu einem fast zeitlosen Porträt von jungen Menschen in einer Stadt, in der vier Jahrzehnte nach den Kindern vom Bahnhof Zoo die materiellen Umstände ebenso wie die persönlichen Schicksale zu einer hässlichen Größe herangereift sind.
Uwe Bettenbühl
Deutschland 2019, mit Janaina Liesenfeld, Emily Lau, Joy Grant, Abbie Dutton, Malik Blumenthal, Giuliana Savari, Adrian Parpat, 95 Min.