Gleich der Einstieg ist brutal: Das Publikum wird mit Filmen konfrontiert, die Gewaltszenen zeigen: Der tote Benno Ohnesorg, Straßenschlachten in London, Paris und Frankfurt. Sofort wird klar: Diese Inszenierung tut weh. Drei Jugendliche, ein Schwarzer, ein irgendwie arabisch Aussehender und ein weißer Jude, leben in einer gesichtslosen Pariser Vorstadt. Einer ihrer Kumpels liegt nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei im Koma. Sollte ihr Freund sterben, dann wollen sie „Vergeltung“. Gewalt ist die extremste Form von Rassismus. Doch was bedeutet es, wenn ein dunkelhäutiger Mensch im multikulturell geprägten Europa des Jahres 2019 immer wieder gefragt wird: „Wo kommen Sie her?“ Und dann mit der lapidaren Antwort „Ich komme aus Heidelberg, meine Eltern kommen aus Eritrea“ für Irritation sorgt. Diese Frage zu beantworten überlässt Regisseur Linus Koenig dem Publikum. „Hass“, eine Adaption des Films „La Haine" von Matthieu Kassovitz aus dem Jahr 1995, wurde 2017 mit dem Hauptpreis der Hessischen Theatertage ausgezeichnet – nicht zuletzt wegen der herausragenden Leistung der Darsteller. Jochen Döring, Amin Biemnet Haile und Hadi Khanjanpour verschmelzen durch Habitus und Sprachduktus mit ihren Rollen, vermitteln authentisch die permanent brodelnde, mal untergründige, mal offensichtliche, Unruhe und Wut ihrer Figuren. Sie führen schmerzhaft vor Augen: Gewalt und Rassismus sind aktueller denn je. >> 11.3., Stalburg Theater, Frankfurt, 20 Uhr, ab 26 €, Info & Tickets: (069) 25 62 77 44, stalburg.de
Antje Kroll