„Es ist schlicht unmöglich, während dieser Pandemie einen Club zu machen, geschweige denn davon eine Familie zu ernähren“ – mit diesen Worten nimmt König auf der Clubkeller-Website offiziell Abschied von seinem Lebenswerk. „Letztendlich sind es vor allem die Gefühle, die auf der Strecke bleiben. Irgendwo reingehen und gemeinsam mit fremden Menschen Vibes erzeugen; das ist es, was meine Branche ausmacht, da entstehen die Emotionen.“ Und mit Maske und Abstand könne man eben keinen Rock ’n’ Roll im engsten Keller der Welt machen, erklärt der Clubbetreiber im Gespräch mit FRIZZ.
Die Coronamaßnahmen erkennt König für absolut notwendig an, nur leider brächen sie eben genau denen das Genick, die von staatlicher Seite ohnehin schon vernachlässigt werden: Den Kleinunternehmer*innen, den Gastronomiebetrieben und Künstler*innen. „Seit dem 17. März gibt es die Schließungsverfügung im Land Hessen – und seitdem ist Schluss. Kleine Betriebe wie der Clubkeller haben keine Rücklagen, das sind Von-der-Hand-in-den-Mund-Betriebe und damit kann man sich nicht absichern.“
Auf der Clubkeller-Website ist seit einiger Zeit groß der Begriff „Clubkiller“ zu lesen. Das Wortspiel bezieht sich dabei laut König nicht nur auf das Coronavirus: „Clubkiller ist nicht nur das Virus; es sind auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Gastronomie-Betriebe, die Immobilienpreise und das Verhalten der Vermieter*innen.“ Schon seit 2018 stünden Vertragsverhandlungen mit den Verwalter*innen der Clubkeller-Immobilie an, erklärt König. Und in einer Stadt wie Frankfurt bekomme auch er als gestandener Clubbetreiber einfach keinen sicheren Vertrag mehr. Die staatlichen Zuwendungen haben laut dem Clubkeller-Gründer während der Pandemie hinten und vorne nicht gereicht. „Das Geld haben sie uns zum Weiterreichen an die Hausbesitzer*innen gegeben.“
Weltweit leiden insbesondere selbstständige Menschen aus der Kulturszene unter den Corona-Beschränkungen. Mit einem gemeinsamen Protestmarsch machten freie Künstler*innen und Kulturschaffende Anfang September auf ihre prekäre Lage aufmerksam. Auch König stellt fest: „Es gibt aktuell kein Modell, das uns hundertprozentig auffängt. Trotzdem hätte ein vernünftiges Existenzminimum bereitgestellt werden sollen“. Dabei denkt der Clubbetreiber gerade auch an junge, aufstrebende Künstler*innen, die mit ihrer Kunst in nächster Zeit kaum an die Öffentlichkeit geehen können. „Wenn wir Pech haben, fällt da eine ganze Generation aus. Da gibt’s dann 2020 und 2021 keinen neuen Sound, nur ein Loch.“
Ob die aktuelle Krise auch irgendwelche positiven Aspekte für Freischaffende und Gastronomiebetreiber*innen mit sich bringt, kann König momentan noch nicht sagen. „Es gibt Lösungsansätze, über die man sprechen könnte. Die Frage ist, ob die Politik zuhört. Denn die scheint momentan vor allem damit beschäftigt zu sein, die Industrie zu retten.“ Dennoch merkt König auch an, dass aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie die Bewegung hin zum Homeoffice, in Städten wie Frankfurt in Zukunft auch für viele leerstehende Immobilien sorgen könnten. „Irgendeine Form von Umdenken wird auch in der Immobilienbranche nötig sein.“ Wem das dann zugutekommt und was die nächsten Jahre so bringen werden, bleibt abzuwarten - auch für König persönlich. „Es gibt aktuell keine Perspektive für mich, denn wer sucht im Moment schon einen Veranstalter? Sollten wir die Krise in zwei, drei oder vier Jahren im Griff haben, juckt es mich vielleicht wieder in den Fingern.“
Bis dahin wünschen wir Andi König und sämtlichen freien Künstler*innen, Gastronombetrieben und Kulturschaffenden alles Gute!