Sammlung David Lachenmann © Sammlung David Lachenmann
Wer war Käthe Kollwitz, jenseits der zahlreichen Zuschreibungen? Feministische Vorreiterin, kommunistisches Aushängeschild, christlich-bürgerliches Idol oder Symbolfigur des deutschen Wiederaufbaus nach 1945. Sie zählt zu den berühmtesten deutschen Künstler:innen des 20. Jahrhunderts, war Mitglied der „Berliner Secession“, Pazifistin – davon zeugen ihre überzeugten Antikriegs-Plakate – und setzte sich in ihrem Werk intensiv mit dem Erleben des Ersten Weltkriegs auseinander. Nachdem ihr 18-jähriger Sohn Peter Kollwitz im Ersten Weltkrieg starb. Frauen wurden bis 1919 in den deutschen Kunstakademien nicht zugelassen. Kollwitz, die progressive Eltern hatte, besucht mit 19 Jahren die Mal- und Zeichenschule des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen Berlin. Und ging als Künstlerin eigene Wege.
Wandte sich 1891 von der Malerei ab hin zu Zeichnung und Druckgrafik. In ihren Arbeiten testet sie die Grenzen des Darstellbaren, sucht die Nähe zu den Körpern und Gefühlen der Dargestellten. Sie will nicht beschönigen, sondern zeigen, darstellen und entwirft so Bilder „ganz nah am Leben“ (staedelmuseum.de). Sie zeigt die Abgründe des industrialisierten Großstadtlebens und schärft den Blick auf die Gesellschaft ihrer Gegenwart in ihren Darstellungen von Menschen der Arbeiterklasse: „Die vielen stillen und lauten Tragödien des Großstadtlebens – das alles zusammen macht, daß mir diese Arbeit außerordentlich lieb ist“ (Käthe Kollwitz). Die Schau zeigt mehr als 110 Arbeiten auf Papier, Plastiken und frühe Gemälde der Künstlerin.
Sohra Nadjibi
>> Bis 9.6.2024, Städel, Frankfurt, Di/Mi/Fr/Sa/So 10-18+Do 10-21 Uhr, staedelmuseum.de