Die Paulskirche in Frankfurt am Main. Eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Nachkriegszeit und Zeichen der deutschen Demokratie. Doch in letzter Zeit sorgt das historische Gebäude für immer mehr Aufmerksamkeit und Diskussionsbedarf, denn die Haustechnik der Kirche muss in Kürze saniert werden. Dies macht Rufe nach der Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes laut. Die Frage der daraus entstehenden Debatte lautet: Sanierung oder komplette Neugestaltung? Neben einem wichtigen Denkmal ist die Frankfurter Paulskirche aber vor allem eines, nämlich „Politik, wenn man die Tür aufmacht“, so Oberbürgermeister Peter Feldmann. Nicht nur, dass dort 1848/49 die erste deutsche Nationalversammlung stattgefunden hat, auch in der heutigen Zeit schreibt die Paulskirche ihre Geschichte immer weiter fort, beispielsweise durch Veranstaltungen wie die Feier zur Vergabe des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Wer in der Debatte über die Zukunft der Frankfurter Paulskirche mitdiskutieren möchte, sollte sich der politischen und historischen Hintergründe bewusst sein. Dafür startet das Deutsche Architekturmuseum zusammen mit der Wüstenrotstiftung ab September eine Ausstellung, die die gesamte Geschichte der Frankfurter Paulskirche von Bau über die Nationalversammlung, der Zerstörung, des Wiederaufbaus und Umbauten bis hin zum heutigen Tage erzählt. Die schwarz-gelbe Farbe, die die Ausstellung prägt, ist ein Zeichen für all die Lichtstunden, aber auch die dunklen Momente, die die Paulskirche seit ihrem Bau erlebte. Das Zeugnis dieser langen Geschichte: eine Mischung aus Ruine und Neubau. Die gleichzeitig schäbigen und hervorragenden Facetten des Denkmals passen einfach nicht zusammen, was den Wunsch nach einem wieder lebendigen Demokratieort natürlich groß macht. Die Frage ist nur: Wie? In diesem Dialog liefert die Ausstellung einen sehr wichtigen Beitrag, indem sie das Verständnis für den anstehenden Kirchenneubau mit Blick auf die Hintergründe schärft. Außerdem gehen auch aktuelle Positionen zu dieser Frage aus der Ausstellung hervor, denn auch politische Akteurinnen und Akteure versuchen, die Paulskirche für ihre Agenda zu nutzen. Auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mischte sich bereits in die Debatte ein und erklärte die Zukunft der Paulskirche zu einer nationalen Aufgabe. Sein Wunsch: Die Paulskirche soll nicht nur an geschichtliche Ereignisse erinnern, sondern auch ein Ort sein, an dem die Demokratie der Gegenwart gelebt wird. Die historischen und politischen Aspekte der Paulskirche als ein Zeichen für Demokratie werden durch die Ausstellung bereits ganz ausgeleuchtet, nur bezüglich der Zukunft gibt es noch ein großes Fragezeichen.
Dauerausstellung, Deutsches Architekturmuseum, 19 Uhr, Führungen: samstags und sonntags, jew. 14 Uhr