„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen. Sie fressen den Wohlstand nicht auf, im Gegenteil, sie sind für den Wohlstand unerlässlich“ (Max Frisch, 1965)Seit 2001 ist ein „Gastarbeiter-Denkmal“ am Frankfurter Hauptbahnhof in Planung (stellt sich die Frage, warum das Denkmal nicht die Gastarbeiterinnen umfasst. Viele Arbeitskräfte waren Frauen, was in der öffentlichen Wahrnehmung wie auch in der Migrationsforschung lange Zeit unbeachtet blieb. ).Die Umsetzung dauert, so dass jetzt erst mal eine urbane Intervention startet. Im Auftrag des Kulturdezernats entwarf Atelier Markgraph ein Konzept, das eine Umgestaltung des U-Bahnstationsbereichs der Linien U4 und U5 vorsieht. Plakative Schriftbänder und bunte Wandvertäfelung kündigen das Thema an: „Kommen – Gehen – Bleiben“ – steht für Reisen, Pendeln und wird mit der Migration assoziiert. Nach Angaben des Dezernats Kultur und Wissenschaft kamen 14 Millionen Menschen als „Gastarbeiter“ nach Deutschland, elf Millionen verließen das Land wieder und drei Millionen blieben langfristig. Sätze wie „Ein Wirtschaftswunder, wenn die Gäste arbeiten“ auf Litfasssäulen eröffnen (hoffentlich) neue Perspektiven. Und verändern vielleicht langfristig die dominierende Erzählung einer homogenen Mehrheitskultur, die sich vom Fremden abgrenzt. Denn das Konzept begreife Kultur dabei als einen ständigen, dynamischen Prozess und Integration nicht als einseitige Assimilation, sondern gegenseitigen Austausch.Ebenso wie Wortspiele, die im übertragenen Sinne auf Werte, gesellschaftliche Zusammenhänge und Lebensläufe: „(zusammen) stehen – (etwas) bewegen – (er)fahren“ anspielen. Einige Wandbereiche sind als Interface für eine digitale Erweiterung konzipiert: Mit dem Smartphone erhalten Interessierte Zugang zu einem Geschichten- und Erzählraum zum Thema „Gastarbeiter“ und Migration. Eine eigene Website möchte das Projekt offen, interaktiv und aktuell halten.