Sie leben im Senegal, doch sie wollen nach Europa. Dort, in Italien, erhoffen sich Seydou (Seydou Sarr) und sein Cousin Moussa (Moustapha Fall) eine Karriere als Musiker. Mit viel Optimismus stehlen sich die beiden über Nacht aus dem Dorf, ungeachtet aller Warnungen und Gefahren, die auf Seydou und Moussa zukommen. Von Beginn an steht die Reise im Zeichen von gewissenlosen Schlepperbanden, korrupten Polizisten und kriminellen Gestalten, denen es nur ums Geld und in keinster Weise um das Leben ihrer ahnungslosen Opfer geht. Als die beiden Freunde bei einem Überfall in der Sahara getrennt werden, nimmt der Alptraum, in dem sie sich befinden, geradezu menschenverachtende Züge an. Selbst die Fahrt übers Mittelmeer, für die der unerfahrene Seydou die Rolle des Bootskapitäns aufgezwungen bekommt, garantiert keinem der flüchtenden Afrikaner:innen ein Happy End – eine Odyssee, die den anfangs so unverdrossenen Seydou um Jahre altern lässt … Matteo Garrones Flüchtlingsdrama „Ich Capitano“, unlängst für den Oscar als Bester Internationaler Film nominiert, zeigt die grausame Realität, die sich oft hinter den marginalen Schlagzeilen westlicher Medien versteckt – und macht mit zuweilen emotionalen Mitteln deutlich, dass es sich hierbei um eine der größten humanitären Katastrophen handelt, die sich tagtäglich am unteren Rand Europas abspielt.
Uwe Bettenbühl
>> Start: 4.4. (121 Min.), Italien/Belgien/Frankreich 2023, mit Seydou Sarr, Moustapha Fall, Issaka Sawagodo, Hichem Yacoubi, Doodou Sagna, Khada Sy