© Jessica Schaefer
Ihre Sehnsüchte hat Phädra 20 Jahre lang amputiert. Jetzt will sie ihr Ich zurück. König Theseus ist trotz gegenteiliger Bekundungen nicht gewillt, der Macht den Rücken zu kehren. Durch die künftige Gattin des Königsohns Demophon erhält ihr Wunsch einen unerwarteten Schub. Persea durchschaut am Hof sofort die verlogenen Strukturen und spricht aus, was Phädra zu verbergen sucht. Die beiden Frauen nähern sich an und beginnen eine Liebesbeziehung. Selbst in Persea verliebt, verrät der jüngste Sohn Acamas schließlich die Liaison dem Hohepriester Panopeus. Der unterrichtet den König und erhält freie Hand. Der Glaubensfanatiker deklariert dann Homosexualität postwendend zum unverzeihlichen Frevel und führt in Athen wieder das Menschenopfer ein. Persea wird durch die vom Volk gesäumten Straßen getrieben und von einer Hundemeute zerfleischt. Regisseur Max Lindemann hat Nino Haratischwilis Abrechnung mit männlichen Allmachtgelüsten und Homophobie mit Anna Kubin (Phädra) und Lotte Schubert (Persea) maßgeschneidert besetzt sowie dem Ausgang des Stücks eine überraschende Wende verpasst. Er lässt Persea den Vernichtungswahn konterkarieren, indem sie sich am Ende ins Auto zu der auf sie wartenden Phädra setzt. Eine packende Inszenierung.
Doris Stickler
>> 12.5., Schauspiel Frankfurt, Kammerspiele, 18 Uhr, 1.6., 20 Uhr, 14-40 €, erm. die Hälfte, Infos & Tickets: (069) 212 494 94, schauspielfrankfurt.de