© Laura Nickel
Eine junge Schauspielerin und ein älterer Schauspieler proben ein Theaterstück, warten auf den Regisseur, es geht um Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau. Dies ist die Grundstruktur der von Katja Lehmann inszenierten Komödie „Fräulein Müller bitte zum Matriarchat“. Die rund zwei Stunden dauernde Aufführung kommt wie ein Soziologie-Seminar daher – und zwar eines von jenen, die irgendwann mit einem Preis für exzellente Lehre ausgezeichnet werden. Fakten zum Gender-Pay-Gap oder zur „Pink Tax“ (gleichwertige Produkte und Dienstleistungen sind für Frauen häufig teurer als für Männer) werden verwoben mit Episoden aus Kunst und Kultur, zum Beispiel jene der Schauspielerin Adèle Haenel, die bei der Verleihung des französischen Filmpreises „César“ die Bühne verließ, als Regisseur Roman Polanski trotz der Vergewaltigungsvorwürfe ausgezeichnet wurde. Aha-Effekte mischen sich mit Betroffenheit und zum Schmunzeln anregenden Beobachtungen. Erst spät erfahren die Zuschauer:innen, was es mit den Zahlen auf sich hat, die Christoph Maasch und die großartige Léa Zehaf im Drei-Minuten-Takt hochzählen. Ein Abend, der nachwirkt.
Jürgen Mai
>> 5./12./29.5., 4.6., Stalburg Theater, Frankfurt, 20 Uhr, 26 €, diverse Ermäßigungen, Info & Tickets: (069) 25 62 77 44, stalburg.de