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Mehr Mischung in der Frankfurter Skyline – die Stadt Frankfurt schreibt ihre Hochhausgeschichte fort und präsentiert den Entwurf für einen neuen Hochhausentwicklungsplan. Der Rahmenplan ermöglicht eine Weiterentwicklung der Frankfurter Skyline und sieht die Möglichkeit von 14 zusätzlichen Hochhausprojekten vor. Interview: Heidi Zehentner
Der Entwurf des Hochhausrahmenplans basiert auf der Untersuchung zweier Stadträume: dem Cluster rund um das Bankenviertel Richtung Westen und dem Gebiet rund um die Europäische Zentralbank. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen eine moderate Fortschreibung der Hochhausentwicklung in Frankfurt, die die längerfristig absehbare Nachfrage im Hochhaussegment berücksichtigt. Verdichtung und Arrondierung kennzeichnen die Planung für das innerstädtische Cluster, während eine behutsame Integration neuer Hochhäuser am Rand des Osthafens und am Ostbahnhof im Osten angestrebt wird. Eine Neuerung ist der Verzicht auf Abriss und Neubau durch die erstmaligen Aufstockungen an vier Standorten, um den Verbrauch an grauer Energie (verborgener Energieaufwand, der in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus eines Produkts oder eines Gebäudes zusammenkommt) zu minimieren und Flächen effizient zu nutzen.
Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main, verheiratet, lebt in Sachsenhausen
14 neue Hochhäuser … Inwiefern profitiert Frankfurt davon?
Frankfurt hat mit der Skyline ein Alleinstellungsmerkmal in Europa. Wir bauen die Skyline weiter. Wir möchten, dass in den Hochhäusern verschiedene Nutzungen untergebracht werden – neben Büros und Wohnungen auch Einzelhandel, Gastronomie, Sport, Kultur und Bildungseinrichtungen. Damit sollen die Gebäude „öffentlicher“ werden. Zwischen Alter und Neuer Oper schaffen wir mit der Hochhauspromenade auch einen tollen Stadtraum.
An welchen Standorten sind diese geplant? Wann ist Baubeginn?
Wir haben zwei wesentliche Cluster definiert. Einmal rund um das Bankenviertel sowie einmal im Frankfurter Osten bei der EZB und in der Nähe des Ostbahnhofs. Unser Plan schafft für 15 Jahre Perspektiven. Das heißt, dass die Hochhäuser nach und nach realisiert werden können. Wir gehen davon aus, dass bereits im Jahr 2024 die Planungen für neue Hochhäuser starten.
Zumeist sind Frankfurts Hochhäuser in Beschlag von Banken und Versicherungen. Wie verhält es sich mit den „Neuen“?
Natürlich spielen Finanzdienstleistungen plus dazugehörige Dienstleistungen in Frankfurt eine große Rolle. Das wird in der Innenstadt sicher auch so bleiben. Was neu sein wird, ist, dass wir großen Wert auf öffentliche Nutzungen in den Sockelgeschossen legen werden. Neu wird auch sein, dass wir bei den kleineren Hochhäusern im Osten der Stadt in den Sockelzonen hafenaffine Nutzungen sehen. Der Hochhausentwicklungsplan 2024 fördert Innovation.
Inwieweit ist in den Hochhäusern bezahlbarer Wohnraum eingeplant? Inwieweit Kulturstätten, Clubs und Bars?
Wohnen im Hochhaus wurde in den vergangenen Jahren an verschiedenen Standorten realisiert. In Projekten wie beispielsweise dem FOUR wird auch geförderter Wohnraum geschaffen. Aktuell sehen wir eine Marktsättigung, was Wohnen im Hochhaus angeht. Wir haben an bestimmten Stellen der Stadt Wohnen eher ausgeschlossen, um keine Verdrängungsprozesse in benachbarten Quartieren anzustoßen. Öffentliche Nutzungen werden zukünftig eine sehr große Rolle spielen. Ja, wir sehen Bars, Clubs und auch Museen in den Sockelgeschossen neuer Hochhäuser. Unsererseits ist das eine qualitative Anforderung. Hochhäuser werden damit zum Baustein einer lebendigen Innenstadt.
Werden welche höher als Commerzbank-Tower und Messeturm sein?
Nein, es geht uns vielmehr um die Strukturierung der Skyline, um Klarheit und städtebauliche Qualität. Um gute und sinnvolle Ergänzungen, die auch gebaut werden.
Apropos: Ab wann gilt ein Haus als Hochhaus, ab welcher Höhe als Wolkenkratzer?
Es gibt eine formale Definition und die kommt aus dem Brandschutz. Liegt der Fußboden des obersten Geschosses über 22 Meter, dann gilt das Gebäude als Hochhaus. Zu Wolkenkratzern gibt es keine einheitliche Regelung. Allgemein geht man davon aus, dass ab einer Höhe von ca. 100 Metern Gebäude in diese Kategorie fallen.
Wie viele Wolkenkratzer gibt es in Frankfurt und wie viele sind noch geplant?
Wir haben derzeit knapp 40 Hochhäuser in Frankfurt, die höher als 100 Meter sind. Dazu kommen ungefähr 90 Gebäude mit einer Höhe zwischen 60 und 90 Metern. Im neuen Hochhausentwicklungsplan sind 14 neue Gebäude vorgesehen. Dazu kommen 12 weitere Standorte, deren Planungen zum Teil bereits weit fortgeschritten sind.
Nun noch ganz persönlich: Gibt es ein Projekt, das Ihnen ganz persönlich besonders gefällt und warum?
Ich bin auf das Hochhaus an der Kaiser- Ecke Neue Mainzer Straße sehr gespannt. Wir kombinieren hier Denkmalschutz mit einem sehr besonderen, schlanken Hochhaus in einer sehr tollen Lage, direkt an der neuen Hochhauspromenade. Das Gebäude wird an einen Bleistift erinnern, der umgekehrt im bestehenden Gebäude „steckt“.