Ein kühles Blondes, eine gemischte Tüte oder ein Snack gegen den kleinen Hunger: So ziemlich jede*r dürfte schon einmal die Klassiker der Wasserhäuschenkultur bestellt haben. Zu Ehren der beliebten Treffpunkte haben die drei Informatik-Absolventen Sebastian Blam (26), Kai Kroth (27) und Tobias Rohrer (26) die App „Hopfenstop“ entwickelt, mit der Hunger- und Durstgeplagte ohne Umwege die nächste Anlaufstelle finden. FRIZZ Das Magazin hat mit den Jungs über ihre App und ihre zukünftigen Pläne gesprochen.
Infos: hopfenstop.de, kostenloser Download für iOS und Android Geräte
Die Wasserhäuschen haben in Frankfurt eine lange Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert stillten die Bürgerinnen und Bürger bei kleinen Trinkanstalten mit damals exklusivem Mineralwasser ihren Durst. Erst viel später entwickelten sich die kleinen Ausschankbetriebe zu dem, was man heute gemeinhin unter einem Wasserhäuschen versteht: Ein Ort der Begegnung jenseits aller Alters- und Gesellschaftsschichten. Der ramponierte Ruf als „Säufertreffpunkte“ machte es für die Pächterinnen und Pächter allerdings nicht immer einfach, in Konkurrenz zu Tankstellen und Bars zu überleben.
Wasserhäuschen 3.0
Erst eine neue Generation von Betreibern schaffte es mit viel Liebe zum Detail und Kreativität, die Trinkhallenkultur weiterzuentwickeln und eine komplett neue Kundschaft zu erschließen. Bis dahin war viel Überzeugungsarbeit und ehrenamtliches Engagement von Menschen nötig, die an eine Zukunft der Wasserhäuschen in der Mainmetropole glaubten. Vor allem den Jungs vom Verein „Linie 11“ ist es zu verdanken, dass die Trinkhallen in der Mainmetropole auch wieder positive Schlagzeilen machen, wie zum Beispiel mit Führungen und einem „Wasserhäuschentag“ im Sommer 2017.
Hopfenstop – oder der schnellste Weg zur Erfrischung
Ursprünglich wollten die Informatik-Absolventen die App eigentlich für sich selbst entwickeln. Als Ritual nach jedem Semester an der Fachhochschule Frankfurt zogen sie regelmäßig um die Häuser. Klar, dass bei den Semesterabschlussfeiern auch die Wasserhäuschen und Kioske eine große Rolle spielten: „Die Wasserhäuschenkultur hat uns schon immer fasziniert und deswegen sind wir gerne dort etwas trinken gegangen. Da haben wir gemerkt, dass es gar nicht so leicht war, den nächsten Kiosk zu finden. Zusätzliche Probleme waren immer die Öffnungszeiten, aber auch das passende Angebot zu finden, gestaltete sich schwierig. Deshalb haben wir das Projekt vor ungefähr anderthalb Jahren gestartet.“ Die Inspiration bekamen sie aus Großbritannien, wo es bereits ähnliche Ansätze für Pubs gab.
Aller Anfang ...
war natürlich auch für Hopfenstop schwer. Eines der größten Probleme war die Namensfindung. „Wir waren auf der Suche nach kreativen Vorschlägen, von denen uns über 100 erreichten. Darunter waren neben dem späteren Sieger Hopfenstop mit „Sauf Gehts“, „Binder“ und „My Suff“ auch durchaus amüsante Wortkreationen. Eine große Herausforderung war es, möglichst alle Kioske und Wasserhäuschen zu erfassen und aufzunehmen – immerhin gibt es laut „Linie 11“ 96 Wasserhäuschen, 131 Trinkhallen und 290 Kioske in der Mainmetropole. Um die App ausreichend mit Daten zu füttern, reichte es natürlich nicht aus, die ganze Stadt abzulaufen. Die „Linie 11“, aber auch der Getränkehersteller „Fritz“ liefern regelmäßig Informationen über die Wasserhäuschen. „Natürlich können sich aber auch die User unserer App – und das sind ungefähr 1.000 pro Monat – daran beteiligen und Eintragungen und Bewertungen vornehmen. Die einzige Voraussetzung für einen Eintrag ist ein Account. „Für die schnelle Suche nach der nächstgelegenen Erfrischung besteht allerdings kein Accountzwang“, erklären Blam und Rohrer. Auch die eine oder andere juristische Hürde mussten sie überwinden. „Um überhaupt im Apple App-Store aufgenommen werden zu können, mussten wir eine GbR („Gesellschaft bürgerlichen Rechts“) gründen, die allerdings im amerikanischen Recht so gar nicht existiert …“ Den zweiten Teil des Zitats, „… die allerdings im amerikanischen Recht so gar nicht existiert …“ würde ich weglassen oder wenn er bleibt, müsste m.E. noch erklärt werden, warum es von Bedeutung ist.
Ausblick
„Es war und ist nicht unsere Absicht, mit der App Profit zu erwirtschaften“ Wir wollen den Leuten zeigen, dass es ganz unterschiedliche Kioskkonzepte gibt und eben nicht nur solche mit zweifelhafter Klientel. Wir finanzieren uns über Sponsoren, allerdings ohne aufdringliche Werbung in die App integrieren zu müssen.“ Auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung müssen die User dennoch nicht verzichten: Für Ende April steht bereits ein großes Update an, mit dem die Suchfunktion noch einmal deutlich umfangreicher und auch komfortabler werden soll. Mithilfe von Hashtags wie Sitzmöglichkeiten, Musik etc. kann jede*r Nutzer*in sein oder ihr Lieblingswasserhäuschen finden und bewerten. Und was ist die Motivation der drei App-Entwickler? „Geld war nie unser Antrieb. Sebastian kam mal mit einer Gruppe von fünf Leuten, die Hopfenstop nutzen, vor einem Kiosk ins Gespräch. Wir sprachen über die App und es gab viel Lob. Diese Momente der Anerkennung entschädigen für die über 5.000 Arbeitsstunden pro Person, die wir schon in Hopfenstop investiert haben.“