© Karl Grünkopf
Mit dem Sommer blieben die Espadrilles auf der Insel.
Am Sonntag sind wir noch bei strahlendem Sonnenschein in der Ostsee (+14 Grad) gewesen. Danach bin ich wie in der Jugend mit 2 Fahrrädern gleichzeitig gefahren und habe sie beim Verleiher abgegeben. Ein verlängertes Familienwochenende auf der Insel Hiddensee geht zu Ende. Rasch besorge ich noch Tomaten und Radieschen. Vor dem Inselmarkt höre ich zwei Herren im allerbesten Alter. “Das hat sich ja gelohnt,” meint der eine beim Blick auf die vielen Flaschen. “Man muss ja was tun”. “Bist Du schon in Rente?” “Rentner müssen Flaschen sammeln.” Auf dem Weg zu unserem Quartier gehen mir ihre Worte noch durch den Kopf. Schnell packen wir unser Zeug zusammen, die Espadrilles der Saison lasse ich zurück, am nächsten Tag soll der Herbst beginnen. Die verbleibende Familie berichtet dann auch von stürmischen Böen und ergiebigen Regenfällen. Abwechslungsreiche Tage für die vier Generationen.
In einer solchen Besetzung war ich noch nie unterwegs, geht es mir auf dem Schiff nach Stralsund durch den Kopf. Hiddensee wird immer kleiner, der Zauber der (autofreien) Insel bleibt zurück, wir fahren in einen Alltag der Krisen. Bei meiner letzten Reise mit den Eltern & Geschwistern las ich jeden Tag das Hamburger Abendblatt, das selten in den Pressestimmen des Deutschlandfunks zitiert wird. Um so mehr merkte ich auf, als in diesem Blatt “Fairness” in der Politik angemahnt wurde. “Da Zuwanderung als wichtigster Pull-Faktor weitere Zuwanderung nach sich zieht, liegt der Ursprung vieler heutigen Probleme in den fatalen Entscheidungen in der Vergangenheit. Es ist ein Gebot politischer Fairness, Ross und Reiter zu benennen. Es war die Fehlentscheidung einer CDU-Kanzlerin – und ihrer Partei, die sie darin nicht gehindert hat. Nun muss die SPD mit ihren Partnern FDP und Grünen die Trümmer der Merkel’schen Politik beseitigen. Die Ampel hat Grenzkontrollen, die die Kanzlerin für überflüssig, ja unmöglich hielt, eingeführt, Verschärfungen für abgelehnte Bewerber beschlossen und Rückführungen erleichtert. Das reicht vielen nicht. Aber es ist nicht wenig. Denn im Kern ist es die Ampel, die Merkels Migrationspolitik endlich korrigiert.“ (10.09.24)
Einfache Lösungen sind nicht zu haben, und ein populistischer Überbietungswettbewerb ist schon gar zu vermeiden. Das gilt nicht minder bei der Analyse der Stagnation, in die die deutsche Wirtschaft geraten ist. Die Autoindustrie und ihre Zulieferer etwa stehen vor gewaltigen Herausforderungen – sie produzieren zu teuer, haben die falschen Produkte im Angebot und drohen auf dem wichtigen chinesischen Markt, der voll auf kompakte Elektrofahrzeuge setzt, ins Abseits zu geraten. Volkswagen hat schon einmal den Tarifvertrag für Beschäftigungssicherung gekündigt, viele Zulieferer werden sich verkleinern (müssen). Dass die Carolabrücke in Dresden diese Woche mitten in der Nacht zum Teil zusammenstürzte, lässt sich als Menetekel deuten, das sich jederzeit wiederholen könnte. In Deutschland sollen 4000 Brücken marode sein. Zu allem Überfluss erwartet Dresden am Sonntag Hochwasser. Es wird höchste Zeit für eine Agenda Deutschland 2040.
Erk Walter
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