© Karl Grünkopf
Das "E" liegt in der Schublade.
Vor über zwei Jahren begannen die ersten Planungen. Termin & Location mussten für ein großes Familienfest gefunden werden. Über die Republik verteilt, hatte sich ein Dream-Team gefunden, das allen Unwägbarkeiten und Überraschungen eines solchen Projekts gewachsen war. Als Ort wurde schließlich Schloss Ziethen in Brandenburg bestimmt, mehrere Besuche hatten zuvor stattgefunden. Damit begann erst die richtige Arbeit der vier Musketiere, die ich nur en passant verfolgte. Schließlich ist alles unter Dach und Fach, das lange Fest-Wochenende rückt immer näher - und damit die bange Frage nach Corona. Mit dem Beginn des Herbstes ist das Virus wieder da; trotzdem gibt es nur wenige Absagen. Ein heiteres, inniges und immer wieder inspirierendes Fest beginnt; eine Tante ließ sich weder von ihrem Alter noch von der Entfernung schrecken und kam eigens aus San Francisco angedüst.
Sie war nicht die Einzige, die für dieses Familienfest aus Amerika anreiste. Was Zusammenhalt bedeutet, habe ich in diesen Tagen gespürt. Dass eine solche Einheit ein großes Glück ist, ging mir in diesen Tagen immer wieder durch den Kopf. Sinnigerweise gehen wir am ”Tag der deutschen Einheit” auseinander. Erst beim Abschied fällt mir die Inschrift über dem Eingang ins Schloss auf: “DEM VER...INIGEN GEWIDMET 1994". Das “E” liegt in der Schublade, erzählt mir die Mitarbeiterin an der Rezeption munter. Da müssen wir alle es ganz schnell herausholen, denn um die deutsche Einheit steht es schlechter denn je. Die Diktatur in der DDR wird verdrängt & verklärt, die AfD gewinnt im Osten Deutschlands immer größere Zustimmung, Putins Angriffskrieg auf die Ukraine wird insgeheim bewundert oder schlicht ignoriert. In unsicheren Zeiten wie diesen ist Familie wichtiger denn je, in den Worten eines unserer Jüngsten: "Das war voll das allerschönste Fest. Es war sooo schön....”
Inzwischen hat sich eine Signal-Gruppe gebildet; dieser Messaging-Dienst versorgt uns mit Bildern und Nachrichten. Leider werden immer neue Infektionen mit Corona gemeldet. Bereits während des Festes musste sich ein Paar zurückziehen und erschien nur noch kurz mit Maske. Leider hat es auch die Tante aus San Francisco erwischt, doch vermag das Virus die Erinnerungen an unser Fest nicht trüben. Es hätte schlimmer kommen können; es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn die Hälfte hätte absagen müssen. Die Infektionen werden hoffentlich alle gut überstehen und schnell vergessen. Das Fest auf dem Schloss und unsere “Einheit” werde ich in allerbester Erinnerung behalten. Zum guten Schluss noch ein treffliches Zitat von einem der Orgatiere: ”Denke ich an unsere wundervollen Familientage in Ziethen zurück, schiebt sich immer wieder ein Bild in den Vordergrund: Die strahlende F. umringt von Jungen und Alten, stets hellwach und energiegeladen - unsere schöne Familienmatriarchin.” Von dieser Einigkeit & Innigkeit werden wir alle lange zehren. Gerne wieder. Bald!
Erk Walter
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