Anne Naumann aus Friedberg hilft beim Aufräumen und Strukturieren in den eigenen vier Wänden.
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Ordnung in den eigenen vier Wänden schaffen – für viele Menschen ein ähnlicher Graus wie über der jährlichen Steuererklärung brüten. Nicht wenige schieben diese (Pflicht-)Aufgaben so lange hinaus, bis ein Messie-Vorstadium droht oder, im anderen Fall, die Steuerfahndung vor der Tür steht. Zumindest jenen, deren Wohnung oder Haus mal im wahrsten Sinne des Wortes durchgelüftet werden müsste, bietet Anne Naumann aus Friedberg ihre Hilfe an, als sogenannter Aufräum-Coach. „Wer sich dazu durchringt, sich von Gegenständen zu trennen oder bei sich zu Hause richtig Ordnung zu schaffen, hat viel mehr Zeit für die schönen Dinge, die er in Wirklichkeit benötigt“, weiß die 33-Jährige aus eigener Erfahrung und aus den Begegnungen mit ihren Kundinnen und Kunden. Selbst der Volksmund lehrt bekanntlich: „Ordnung ist das halbe Leben.“
„Ich war schon immer ein ordentlicher und organisierter Mensch“, erzählt Anne Naumann. „Das mag daran liegen, dass meine Eltern, die im Büro arbeiten, immer ordentlich waren. Was jedoch nie ins Penible abdriftete.“ Sie selbst ist im Freundes- und Bekanntenkreis für ein wohlgeordnetes und zugleich ansehnliches Zuhause bekannt. „Wiederholt fragten mich Freunde, ob ich bei Gelegenheit bei ihnen, beispielsweise bei einem Umzug, nach dem Rechten sehen könnte.“ Das tat sie gerne, allein schon deshalb, weil sie merkte, dass ihr diese Beschäftigung schlichtweg Freude bereitete. Dann las sie vom Erfolg der Japanerin Marie Kondō, die mit ihrem Aufräum-Bestseller „Magic Cleaning“ und einer sich anschließenden Fernsehserie einen Welterfolg landete. Und das Zeichen, das von Tokio ausging, dachte sich Anne Naumann, das könnte auch von der Wetterau ausgehen und sie gründete folgerichtig ein Kleinunternehmen, organize yourself.
Zehntausend Dinge & drei Gründe
Bestandsaufnahme: Der oder die Deutsche besitzt im Durchschnitt zehntausend Dinge und jede:r weiß oder ahnt zumindest: Das ist entschieden zu viel. „Die meisten Menschen trennen sich nur ungern, wenn überhaupt, von Gegenständen“, sagt Anne Naumann. „Das mag einerseits in den Erfahrungen der Kriegs- oder Nachkriegsgeneration begründet sein, die aus Prinzip nichts wegwarf, allein aus der Ungewissheit, ob es morgen noch genug gäbe. Ich glaube, das hat sich tief im Verhalten auch der folgenden Generationen eingegraben.“ Bei den Jüngeren dürfte ein weiterer Grund an dem unbedingten Festhalten darin liegen, dass man sich beim Wegwerfen eingestehen muss, einst Geld für etwas ausgegeben zu haben, das keinen dauerhaften Wert hat. „Natürlich“, räumt sie ein, „sind das Probleme der Konsumgesellschaft.“
Eigentlich, findet sie, solle man Dinge nur aus drei Gründen besitzen: Zum Benutzen (beispielsweise Besteck), weil man sie benötigt (etwa den Reisepass) oder weil man sie liebt oder mit ihnen eine besondere Erinnerung verbunden ist (zum Beispiel Schmuck). Und wenn man nach dem Abschied die Treuelosigkeit bereut? „Ich selbst habe das noch nie erlebt und auch nicht einer meiner Kund:innen hat davon berichtet, die sich in der Regel von gut einem Drittel ihrer Gegenstände trennen.“
Ein Problem ist aus ihrer Sicht, dass viele Gegenstände in den meisten Haushalten keinen festen Platz haben, also bei Bedarf nicht aufzufinden sind. „Jedes Teil, ob wichtig oder weniger wichtig, sollte einen festen Platz haben. Bestimmte Ordnungshelfer, wie Schubladentrenner- und einleger, dekorative Boxen oder Aufbewahrungsbehälter helfen.“ Taucht der Aufräum-Coach bei der Kundin oder dem Kunden auf, werden für den gewünschten Bereich, egal ob Küche oder Kellerraum, alle Schränke bis auf den letzten Gegenstand geleert. „Gemeinsam bespreche ich das mit den Besitzern. Allein dieses Gespräch kurbelt das Nachdenken an, was sie wirklich behalten wollen. Das Trennen fällt dann leichter.“ Beim Wiedereinräumen schlägt Anne Naumann eine Struktur vor, die sich an Praktikabilität wie Ästhetik ausrichtet. Da kein Haushalt mit dem anderen vergleichbar ist, geht Anne Naumann auch bei jedem Auftrag unterschiedlich vor. „Das ist ein Antrieb für mich: jeweils eine individuelle Lösung zu finden.“
Aber, man ahnt es, neue Gegenstände warten nur darauf, den Haushalt zu besetzen. „Vor jedem Kauf sollte man sich überlegen, ob man das wirklich braucht – ich selbst warte mindestens drei Tage, bevor ich einen größeren Kauf tätige. Und bei den typischen Geschenktagen: Offen ansprechen, was man sich tatsächlich wünscht.“ Bevor unerwünschte Gegenstände wieder die Unordnung nähren. Diese Empfehlungen umgesetzt, können auch ein Weg zur Nachhaltigkeit sein …
Tipps & Tricks
- Gib selbst den kleinsten Dingen einen festen Platz
- Nur Dinge behalten, die man nutzt
- Aussortieren, was schon lange unbenutzt oder ungetragen ist.
- Kommt etwas Neues dazu, muss etwas Altes gehen.
- Gewohnheiten aneignen: z.B. Spülmaschine ausräumen, während der Kaffee durchläuft.
- Nicht aufschieben, was schnell getan ist.
- Kleiderschrank nach Farben, Kühlschrank nach Bedürfnissen sortieren.
- Digitale Ordnung: Newsletter abbestellen, E-Mail-Postfach leeren.