© Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Foto: Frank Möllenberg
Im Herrenzimmer der Opelvillen blähen sich theatralisch die Gardinen vor den Fenstern, lassen frische Luft herein. Auf dem Parkett liegen verstreut umgestoßene Stühle, Tische und eine Chaiselongue. Irgendetwas scheint durch den Raum gefegt zu sein und dieses Chaos hinterlassen zu haben, die bürgerliche Ordnung ist dahin. Die Installation von Reiner Ruthenbeck aus dem Jahr 1971 und Jochem Hendricks „Wind“ (2024) ergänzen sich hier perfekt. So hat man die Opelvillen noch nie gesehen: Für die sehenswerte Ausstellung wurden die Stellwände weitgehend entfernt und Werke von bekannten Künstlern wie Marcel Duchamp, Joseph Beuys oder Isa Genzken treten in einen Dialog mit der ursprünglichen Funktion der Räume. Was wohl Fritz und Martha Opel zu Anne Imhofs Boxsack in ihrem Schlafzimmer gesagt hätten? Jedenfalls lassen ausgerechnet die Werke in diesem Raum wenig entspannte Assoziationen zu ... Der teils sehr direkte Bezug der Kunst zu den ehemaligen Örtlichkeiten (Beuys’ Filzanzug in der Garderobe, Spoerris gedeckter Tisch im Frühstückszimmer etc.) wirkt geradezu provozierend und setzt ganz andere Gedankenketten in Gang als in einem White Cube.
Ann Wente-Jaeger
>> Bis 19.1.2025, Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, opelvillen.de