© Archivio Carol Rama, Torino, Foto: Pino dell'Aquila
Die italienische Künstlerin Carol Rama, die als Grande Dame der italienischen Avantgarde gilt, war 85 Jahre alt, als sie 2003 den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk auf der Biennale von Venedig erhielt. Die Autodidaktin verarbeitet im ihrem sehr persönlichen Œuvre Sexualität, Wahn, Krankheit, Tod und setzte sich mit diesen Themen bereits in den 30er und 40er Jahren auseinander. Ihre erste Einzelausstellung löste 1945 einen Skandal aus und wurde von der Polizei bereits vor der Eröffnung geschlossen, die Werke beschlagnahmt. Rama bereitete mit ihren Darstellungen von weiblicher Lust heutiger feministischer Kunst den Weg. Ihr unkonventionelles Werk lässt sich nicht kategorisieren. Sie verwendete in ihren Arbeiten Fahrradschläuche, Glasaugen, Zähne, Fingernägel u.v.m. Der Dichter und Freund Edoardo Sanguineti verwendete dafür den Begriff Bricolage. Man Ray nannte sie auf einer Papierarbeit von 1974 „Die Frau mit den sieben Gesichtern“. Die Schau in der Schirn zeigt Arbeiten der Turiner Künstlerin aus 60 Jahren: Expressive Porträts, Objektmontagen in surrealistischer Tradition sowie abstrakte Gemälde und Werke aus industriellen Materialien.
Sohra Nadjibi
>> 11.10.2024-2.2.2025, Schirn, Frankfurt, schirn.de