Heidi Zehentner, Redaktionsleitung
Was Berlin kann, nämlich den Weltfrauentag zu einem Feiertag zu erheben, würde frau sich in Frankfurt sehr wünschen. Schließlich geht es um den Tag, der 50 Prozent der Weltbevölkerung feiert. Und auf Missstände aufmerksam macht. Sicher, Frauen in Deutschland leben großteils in Wohlstand und Sicherheit, schaut man aber genauer hin, so ist es mit einer Gleichberechtigung für die so viele Frauen jahrzehntelang gekämpft haben, doch nicht so weit her. Erleben wir gerade einen Rückschritt? Es wird wieder über den Paragraphen 218 diskutiert – von Männern, die wohl kaum die Konsequenzen mit ihrem Leib austragen müssen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eine Studie in Auftrag gibt, die die psychischen Folgen von Abtreibungen untersuchen soll. Könnte man das viele Geld dafür nicht sinnvoller nutzen, in flächendeckender Verhütungsaufklärung zum Beispiel? Die Schere im Gehaltsscheck ist zu Ungunsten von Frauen weit geöffnet und der Prozentsatz weiblicher Führungskräfte sowohl in Wirtschaft als auch Politik nach wie vor erschreckend gering. Und wenn es eine Frau ganz nach oben geschafft hat, dann gilt sie doch schnell als machtgeile, über Leichen gehende Xanthippe. Wer aber ist es, der die Frauen klein hält? Sind wir es selbst oder können Männer schwerlich von ihrem Status quo ablassen, sehen Frauen schlicht und ergreifend nicht als geeignet für verantwortungsvolle Positionen? Oft entscheiden nicht Fähigkeiten, sondern Äußerlichkeiten wie Haltung oder Kleidung über das Anerkanntwerden in Machtpositionen. Vor hundert Jahren wurde das Wahlrecht eingeführt, für das Frauenrechtlerinnen viel auf sich genommen haben. Die lange Zopf wurde abgeschnitten und Hosen wurden angezogen, um auch nach außen zu zeigen, dass frau den Männern in nichts nachsteht. Das aggressivere und männlichere Aussehen wurde und wird als für Führungspositionen geeigneter angesehen – und gehört. Denn eine tiefe Stimme symbolisiert in den KöpfenStärke und Durchsetzungsfähigkeit. Pech für Frauen mit hohen, dünnen Stimmchen. Die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher senkte ihre Stimme mit professioneller Hilfe dauerhaft um mehr als eine halbe Oktave. Und auch heute werden Stimmtrainer*innen gebucht, um sich entsprechend Gehör verschaffen zu können. Nun wächst die nächste Generation heran, die mir Mut macht. Die meisten Jungs sehen Mädchen als voll und ganz gleichberechtigt an. Es sei kein Thema, erklären mir junge Männer auf Nachfrage. Und das tut gut, denn Männer aufgemerkt, mit einem Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau macht ihr euch selbst unfrei und müsst nur noch mehr den Chefgockel leben. Und der ist nicht nur unangenehm und altbacken, sondern äußerst unsexy. Nun aber genug von uneinsichtigen Männern. Liebe Frauen, lasst uns uns feiern, mitsamt den Männern, die uns so lieben und zu schätzen wissen, wie wir sind. Stark, unabhängig und zu allem bereit. Am 8. März ist Weltfrauentag und der ist für mich längst ein Feiertag.
>> 8.3., versch. Veranstaltungen in Frankfurt