Ein Schweizer Unternehmen hat den Flugsimulator für Hubschrauberpiloten neu erfunden. Loft Dynamics setzt dabei nicht auf eine herkömmliche Technologie, sondern auf Virtuelle Realität. Saßen die Piloten bisher in einer riesigen geschlossenen Kugel, so trainieren sie jetzt in einem offenen Cockpit mit einer VR-Brille.
Virtuelle Realität wird schon seit einigen Jahren als der nächste große Technologie-Trend gepriesen. Doch lange Zeit fehlten dafür die praxisnahen Anwendungen. Mit dem Einsatz in Flugschulen könnte sich das für die Wirtschaft ändern. Ganz anders sieht die Situation hingegen in der Spieleindustrie aus. Dort hat man Erfahrung mit der frühen Adaption neuer Technologien, schließlich gilt das Internet als entscheidender Faktor bei der Transformation des Geschäftsmodells ins Netz.
VR ist in der Wirtschaft angekommen
Ähnlich rasch agierten die Unternehmen auch bei der Integration von Virtual Reality. So stellt der internationale Anbieter PokerStars Virtual Reality bereits seit zwei Jahren für Live-Poker zur Verfügung. Mit der Nutzung einer VR-Brille verschwimmen die Grenzen zwischen der realen und digitalen Welt. Die Mischung aus Gameplay und Interaktion ermöglicht es den Pokerspielern unter ihre Karten zu sehen, mit ihren Chips zu spielen, sowie ihre Gegner live zu beobachten und dabei ihre Mikroausdrücke zu lesen. Das hilft enorm, um einen Bluff zu entdecken und im Folge spielerisch zu entlarven. Virtual Reality simuliert so die Realität beim Pokern in einem Live-Casino und stellt den Teilnehmern das Beste aus beiden Welten zur Verfügung. Dazu benötigen die Pokerspieler lediglich eine VR-Brille, ein Headset und die entsprechende Software, die kostenlos im Netz verfügbar ist.
Ähnlich einfach gestaltet sich die virtuelle Realität in einem Audi. Der deutsche Autobauer bietet seinen Kunden seit Sommer dieses Jahres die Möglichkeit an, im Fonds des Autos in die digitale Welt einzutauchen. Wer dies entsprechend konfiguriert, kann auf der Rückbank in eine Welt aus Filmen, Spielen und interaktiven Inhalten eintauchen. Die Inhalte passen sich in Echtzeit an die Bewegungen des Autos an. Die dafür notwendige Software ist seit Sommer in zahlreichen Modellen verbaut, die Passagiere benötigen lediglich eine VR-Brille, die mithilfe von Bluetooth mit dem Fahrzeug gekoppelt wird.
Investoren stellen die Expansion sicher
Vor wenigen Tagen gab Loft Dynamics bekannt, dass es die Finanzierungsrunde in Höhe von 20 Millionen Dollar abgeschlossen hat. Damit möchte man in Zukunft auch die USA erobern. Immerhin handelt es sich bei dem Start-Up um den einzigen Produzenten eines Virtual-Reality-Simulators, der von einer großen Luftfahrtbehörde zugelassen ist.
Schon jetzt stehen nicht nur Flugzeughersteller und Fluggesellschaften, sondern auch Regierungen und Flugschulen Schlange, um die Innovation für sich nutzen zu können. Bereits jetzt zählen zahlreiche namhafte Hersteller und Betreiber zur Kundenliste der Schweizer. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Flughafen in Frankfurt auf dieses System setzt. Schließlich ist der Bedarf enorm. Der Bedarf an ausgebildeten Piloten ist derzeit so groß wie noch nie, denn in den letzten Jahren sind viele von ihnen in den Ruhestand gegangen.
Die außergewöhnlich realistische, schadstofffreie und kostengünstige Ausbildungsmöglichkeit kommt daher genau zur rechten Zeit. Das sieht auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) so. Sie ist für die Gewährleistung von Sicherheit und Umweltschutz in der europäischen Luftfahrt zuständig. Daher möchte sie die Vorteile dieser neuen Technologie so bald wie möglich für sich nutzen. Die Vorteile dieser Lösung liegen dabei auf der Hand.
Sicher, günstig und leicht zugänglich
Sie ersetzt herkömmliche Flugsimulatoren und macht das Flugtraining sicherer. Die bisher eingesetzten Geräte waren teuer und standen nur in begrenzter Zahl zur Verfügung. Daher mussten viele Piloten einen großen Teil ihrer Ausbildung in einem echten Flugzeug absolvieren. Das war unpraktisch, teuer und schadete der Umwelt.
Die Virtual-Reality-Alternative von Loft Dynamics hingegen ist eine sicherere und leicht zugängliche Möglichkeit, Ausbildung und Training voranzutreiben. Dabei kommen ein hochauflösendes VR-System und ein maßstabsgetreu nachgebildetes Cockpit zur Anwendung. Dieses befindet sich auf einer Bewegungsplattform mit sechs Bewegungsebenen. Diese Innovation ist laut Angaben der Hersteller zehnmal kleiner und rund 20-mal kostengünstiger als ein herkömmlicher Flugsimulator. Damit nicht genug, lassen sich durch diese Form des Trainings die Zeiten in der Luft um bis zu 60 Prozent reduzieren.
Der neue Flugsimulator ermöglicht es den Piloten, die gesamte Bandbreite an normalen und außergewöhnlichen Notfallsituationen unter allen nur erdenklichen Wetterbedingungen zu trainieren. Dies passiert sicher und ohne örtliche Beschränkungen. Piloten zeigten sich nach ersten Tests davon überzeugt, dass diese Form der Simulation das Flugtraining revolutionieren wird. Seit Mai dieses Jahres verfügt der Simulator über die Zulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA).