Filme über Vincent van Gogh gibt es zur Genüge. Doch Julian Schnabels Zugang ist weniger ein biographischer, sein Interesse gilt der seelischen Pein des berühmten Künstlers. Als es van Gogh (Willem Dafoe) anno 1888 von Paris nach Südfrankreich verschlägt, wäre der gerade mal 35 Jahre alte Hungerleider ohne die finanziellen Zuwendungen seines Bruders Theo (Rupert Friend) kaum überlebensfähig. Für keins seiner vielen Gemälde hat sich bislang ein Käufer finden lassen - was Vincent nicht irritieren kann. Er bezieht ein Zimmerchen in einer Pension. Streift durch die Natur. Treibt Licht- und Farbstudien. Malt wie besessen. Oder wird von psychotischen Schüben heimgesucht. Bis sein besorgter Bruder keinen anderen Rat mehr weiß, als Vincent eine Zeitlang einweisen zu lassen. Julian Schnabel, selbst umtriebiger Maler und Independent-Filmemacher, präsentiert van Gogh als Schöpfer, der sich Landschaften erwandert, um deren Geheimnisse zu entschlüsseln. Dabei ist auch auf Schnabels Bruder im Geiste Verlass: Willem Dafoes Vincent-Verkörperung beeindruckt so sehr, dass ihn Venedigs Filmfestspieljuroren im Vorjahr zum besten Schauspieler küren mochten.