Foto: Camille Blake
Höhepunkt beim 55. JazzFest Berlin: Jason Moran & The Harlem Hel
Höhepunkt beim 55. JazzFest Berlin: Jason Moran & The Harlem Hellfighters
„Now This Means War“ heißt der Titel des Programmheftes 2018. Erdacht hat ihn Nadin Deventer, die neue Leiterin des JazzFest Berlin und erste Frau in dieser Funktion. Doch vor der Kür steht die Pflicht. Ehe es losgeht im „Haus of Jazz“ werden die Zuhörer mit einem (zu) langen Vortrag belehrt, garniert mit Verschwörungstheorien wie der, dass der legendäre Multiinstrumentalist Eric Dolphy 1964 in Berlin aus rassistischen Gründen im Krankenhaus nicht richtig behandelt wurde und starb. Auch die Konzerte mit einem explizit politischen Impetus, den der Jazz als autonome Kunst nie hatte, überzeugen allesamt nicht – Kopfmusik vom Blatt gespielt. Die Idee eines „Haus of Jazz“, also die Bespielung des ganzen Hauses der Berliner Festspiele, geht hingegen voll und ganz auf. Überall wird gejazzt, besonders spannend auf der Unterbühne. Dort ist die Berliner Formation KIM Collective am Werke. Und es gibt durchaus weitere Entdeckungen beim JazzFest. Die junge Sängerin Jazzmeia Horn beeindruckt vor allem in kleiner Besetzung, die hoch gehandelte Jaimie Branch fällt mehr als Typ denn als Trompeterin auf, Roscoe Mitchell rettet die Ehre des Art Ensemble of Chicago mit einem fulminanten Solo auf dem Sopransax. Der Höhepunkt für mich war der Auftritt des Pianisten Jason Moran, der mit seinen Harlem Hellfighters an den längst vergessenen Musiker James Reese Europe erinnert. Den Tiefpunkt setzte das Geklimper von Bill Frisell zum Abschluss des Festivals, am „MelancholicSunday“. Da war der „Krieg“ längst vorbei. Erk Walter