
Wir reden und diskutieren, mal in voller Übereinkunft, mal kontrovers. Täglich erreichen uns neue Infos über Corona-Fallzahlen, über Infektionswege, über Maßnahmen zur Sprengung letzterer. Dass wir in diesen, geradezu surreal erscheinenden Zeiten der Pandemie verunsichert sind, mehr als verständlich. Und doch geht jede und jeder mit der Situation anders um.
Sabine, 49 Jahre alt, Journalistin
Der zweite Lockdown ist nicht angenehm, aber ich verkrafte ihn gut. Ich habe einen Job, arbeite im Wechsel zu Hause und in der Redaktion. Und das ist – ehrlich gesagt – angenehmer als vor Corona. In meinem Umfeld ist niemand schwer erkrankt oder gestorben. Meine Corona-Opfer sind klein. Gegen den Winter-Blues gehe ich spazieren, fahre Fahrrad, treffe mich mit Freunden im kleinen Kreis. Lese viel, höre viel Musik, bingewatche Serien (Anm. d. Red. mehrere Folgen einer Serie am Stück zu schauen) und telefoniere. Hoffe geduldig auf den Frühling 2021 und Aufbruchsstimmung. Für alle, deren berufliche Existenz bedroht ist, wünsche ich von Herzen, dass es bald wieder bergauf geht. Und ich hoffe, dass die Pandemie irgendwas Gutes bringt. Wenn man es schon schaffen kann, in so kurzer Zeit einen Impfstoff zu entwickeln und auf den Markt zu bringen und auf dem kleinen Dienstweg Gesetze ändern kann – welche kleinen Wunder sind dann noch möglich? Technologien, die den Klimawandel eindämmen? Kreuzfahrtschiffe, die Flüchtlinge in Seenot retten? Faire Löhne in Krankenhäusern, Kitas und Pflegeheimen? Mietsenkungen um 40 Prozent? Zerfallendes Plastik? Blickt man nach China, scheint zumindest in absehbarer Zeit ein Leben mit maskenfreien Umarmungen möglich zu sein. Und die Erkenntnis, dass eine extreme Beschränkung für einen gewissen Zeitraum einen schnelleren Wiedergewinn von Freiheit bedeuten kann.