
© Daniel Baldus
Sein Antrieb: das Erschaffen von Schönheit. Seit 25 Jahren hat sich der Frankfurter Cem Mustafa Abaci der Mode verschrieben, entwirft und produziert Fashion für Männer. Nach etlichen Stationen bezieht er 2020 sein jetziges Ladengeschäft in der Alten Rothofstraße 9. Ein Ort, der für ihn nicht nur in Sachen Fashion eine große Bedeutung hat.
Interview: Heidi Zehentner
Es ist ein edler, eleganter Shop in der Alten Rothofstraße 9, in der Cem Abaci sein Ladengeschäft hat. Entspannte Housemusic. Hochwertige Styles auf zwei Stockwerken. Anzüge in gedeckten, aber auch lauten Tönen, mal classy, mal expressiv und in Farben schwelgend. Immer elegant. Anzüge, die auf Wunsch maßgeschneidert werden, Schuhe, Unterwäsche, Jeans und Chinos über sportive Jacken, Strickjacken, Mäntel und Taschen bis hin zu edlen Düften. Angefangen hat alles mit seiner eigenen Vorstellung von Mode. „Wenn die Kleidungsstücke in den Läden nicht meinen Vorstellungen entsprachen, schneiderte ich mir einfach selbst. Oder veränderte, veredelte das Gekaufte.“ Seit seiner Jugend ist Mode für Cem Abaci ein Begriff, der Philosophie, Design und Kreativität vereint.
Den Musterschüler (Oberstufe der Musterschule Frankfurt) zog es zum Ausgehen in die Innenstadt, in die Junghofstr. 14. Zuerst war es der schicke Club Vogue, in dem er sehr gute Zeiten hatte. Der Place to be damals für die Frankfurter Schickeria, bei dem auch Sven Väth regelmäßig an den Plattentellern stand. 1988 übernahm Väth mit Matthias Martinson und Michael Münzing den Club und eröffnete das legendäre und weit über die Grenzen Frankfurts berühmte Omen. Cem Abaci war fast jeden Abend unterwegs, um zu feiern, seine Jugend zu genießen. War Stammgast im Dorian Gray, Plastik … im Omen. 1990 wurde dort Moses Pelhams erstes Video gedreht. Das Outfit kam von Cem Abaci. Weitere Musiker fragten ihn für ihre Auftritte an. 1992 veranstaltete er eine Modenschau im Omen, in der Junghofstr. 14. 1998 war Schluss mit dem Kult-Club, das Gebäude wurde abgerissen.
„Für mich ist exzellentes Design nur mit einem Maßanzug umzusetzen.“
Nach seinem Abitur begann er ein Praktikum bei dem renommierten Maßschneider Hermann Kirsch und erlernte bei ihm von Grund auf sein Handwerk. Seinen Durchbruch hatte der junge Designer auf der Modemesse „Offline“. Ab da wurden seine Kreationen allerorts gefeiert und publiziert. Erste Modegeschäfte orderten seine Designs, er hielt Einzug in die Fashionstores der Goethestraße, neben Größen wie Versace, Montana, Venturi … Als einer der Pioniere des Maßanzugs eröffnete Abaci 2000, vor 25 Jahren, sein erstes Ladengeschäft in der Großen Eschenheimer Straße 43. 2005 dann der denkwürdige Umzug in die Junghofstraße 14. Hier waren früher das Vogue und das Omen. Hier hat er so viel Zeit verbracht. Bei der Eröffnung sprach Sven Väth von „einem würdigen Nachfolger seiner heiligen Hallen“. Das Fashionmagazin GQ kürte ihn als einzigen Frankfurter unter den 15 besten Maßschneidern im deutschsprachigen Raum. Seine Visionen und sein Gespür für Trends brachten ihn auf die Titel der und in die großen Magazine. Ende 2017 musste er den Shop aufgeben, 2018 wurde das Gebäude abgerissen, der Designer heimatlos, bot in zwei Pop-up-Stores seine Herrenkollektionen an. Ein Tiefpunkt. 2020 dann die Chance, zurück in „sein“ Viertel zu kommen, dort, wo er feierte, und dort, wo er auch beruflich seine Heimat hatte. 2020 bezog Cem ein großzügiges Areal in der Rothofstr. 9. Der nächste Step in seiner Erfolgsgeschichte. Und tat gut daran.
„Ich sehe mich als Architekt des Körpers“
Das ABACI hat sich zu einem internationalen Landmark für die Branche entwickelt. Cems Geheimnis? Zum einen die Tatsache, dass er sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat: Maßschneiderei und Schnitttechnik. Design aber können man nicht erlernen, man hat es oder hat es nicht.“ Noch heute ist Cem in der Lage, einen Herrenanzug komplett mit der Hand zu fertigen. Und es ist seine besondere Handschrift, die hohe Qualität seiner Arbeiten und das sich Hineinversetzen in seine Kunden, deren Wünsche zu spüren. Beeinflusst von Thierry Mugler, vielleicht auch Yamamoto in den 90ern und später von den Minimalisten wie beispielsweise Jil Sanders schaffte es der Designer, eine unverkennbaren ABACI-Style zu verdichten, der sowohl klassisch als auch visionär ist. Und der ihm bis heute nach 35 Jahren Modegeschichte internationale Bedeutung einräumt. Cem Abaci ist ein Künstler, ein Freigeist. Er designt (elektronische) Musik auch schon Mal am Strand auf dem IPad und durfte sich mit seinen Ideen an vielen Objekten versuchen. An einer Kaffeemaschine zum Beispiel.
Cem führt mich durch das ABACI, lässt mich fühlen, wie sich edelster Samt anfühlt. Seine Intention war es immer, Männer schöner zu machen, die Welt weiter zu ästhetisieren. Und das wird Frankfurts wohl bekanntester Modemensch auch noch viele weitere Jahre tun. Warum er keine Damenmode macht? Aber Fashion für den Mann zu machen ist seine Passion. Cem ist angekommen und dankbar dafür, was er in seiner Heimatstadt erreichen konnte. Aber der Frankfurter ist noch lange nicht satt, ist offen und wach. Bereit für viele weitere Jahre, umgeben von dem Schönen, Wahren, Guten.
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© Daniel Wöller
Matthias Martinson, Peter Fischer, Shantel … Auch die Frankfurter VIPs lieben seinen Style
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