Für etliche Anschaffungen wird heute eine Finanzierung angestrebt. Damit können tatsächliche Kredite, aber auch Ratenzahlungsvereinbarungen gemeint sein. Wo diese Käufe getätigt werden, spielt dabei keine tragende Rolle. Ob in einem Ladenlokal in Frankfurt eine Finanzierung für die neue Sitzecke beschlossen oder online ein Autokredit aufgenommen wird – es sind beides Kreditformen. Aber welche Hindernisse müssen Verbraucher bewältigen, wenn sie eine Finanzierung anstreben?
Abbildung 1: Wer hin und wieder Ratenkäufe beim Shopping tätigt, benötigt eine entsprechende Bonität - doch wonach bemisst sich diese? Bildquelle: @ Lukas D. / Unsplash.com
Die eigene finanzielle Lage ist entscheidend
Zuerst einmal spielt die eigene finanzielle Situation in das Geschehen hinein. An diesem Punkt ist nicht die finanzielle Lage, die von außen bewertet werden kann, von Interesse, sondern die rein private Situation. Sie entscheidet nämlich darüber, welche monatliche Rate gestemmt werden kann. Sprich, sie entscheidet, welchen Kredit oder welche Finanzierung man sich selbst leisten kann. Ein guter Weg, um die Summe zu eruieren, ist eine Haushaltsrechnung:
- Haushaltseinnahmen – im typischen Fall ist damit das Gehalt gemeint. Selbstverständlich dürfen auch weitere Einnahmen mit einberechnet werden. Es gibt nur klare Ausnahmen: Einkommensersatzleistungen zählen, mit wenigen Ausnahmen, nicht.
- Haushaltsausgaben – alle Kosten, die in einem typischen Monat anfallen, werden nun aufgelistet und zusammengerechnet. Kosten für Lebensmittel, Kleidung etc. fallen auch in diesem Punkt. Dann wird ein Zwischenergebnis gezogen, bevor es weitergeht.
- Pufferbetrag – gerade aktuell sollte, wann immer es möglich ist, ein Betrag monatlich beiseite gelegt werden. Bei einer anstehenden Finanzierung ist diese Maßnahme aber stets sinnvoll, denn sie schützt Verbraucher davor, doch einmal in brenzlige Lagen zu kommen.
Aus dem Ergebnis lässt sich nun die maximale Kreditrate ersehen. Natürlich empfiehlt es sich nicht, den gesamten Betrag zu nutzen. Viele Menschen empfinden eine Finanzierung oder einen Kredit als komfortabler, wenn sie beispielsweise von der Restsumme nur die Hälfte für die monatliche Rate aufwenden müssen.
Wie hoch nun die Kreditsumme ist, ergibt sich aus möglicher Rate/gewünschter Rate multipliziert mit der gewünschten Laufzeit. Wer monatlich also 100,00 Euro zurückzahlen möchte, eine Laufzeit mit 24 Monaten nimmt, der erhält eine reine Kreditsumme von 2.400 Euro plus Zinskosten.
Das Zahlungsverhalten in der Vergangenheit ist ebenfalls wichtig
Bei jeder Finanzierung oder bei einem Kredit wird eine Bonitätsauskunft eingeholt. Oft geschieht das über die SCHUFA, es gibt aber weitere Auskunftsdateien. Diese Anfrage geschieht automatisch, sobald die Kreditanfrage bearbeitet wird. Die Auskunftsdateien übermitteln den jeweiligen Finanzierungspartnern einen Punktwert, der je nach anfragender Branche unterschiedlich berechnet wird. Bei Banken werden verschärfte Kriterien genutzt, bei Einzelhändlern simplere Berechnungsformeln. Der Score basiert mit auf dem Zahlungsverhalten des Verbrauchers:
- Versäumnisse – gab es in der näheren Vergangenheit (bis zu drei Jahre rückwirkend) Versäumnisse, die ein gerichtliches Verfahren oder einen durch ein Inkassounternehmen verursachten Eintrag zur Folge hatten, sinkt der Score automatisch.
- Persönliche Faktoren – ganz genau weiß niemand, wie die SCHUFA tatsächlich ihre Werte berechnet. Offenbar spielen Wohnort oder Alter nicht mit hinein. Zu den persönlichen Faktoren gehören aber auch eigentlich positive Eintragungen, an die kaum ein Verbraucher denken würde. So scheint es die SCHUFA nicht zu mögen, wenn ein Bürger diverse Konten hat oder sie häufig wechselt.
- Moderne Faktoren – so wie häufigere Kontenwechsel oder die Nutzung verschiedener Konten absolut verständlich und sinnvoll sein können, gibt es weitere Faktoren, die in den Auskunftsdateien für Wertregulierungen sorgen können. Der Vergleich von Krediten und Kreditkarten mit sich anschließenden Kredit-/Kreditkartenanfragen und der falsch gewählten Bonitätsanfrage durch den Anbieter kann schon dafür sorgen, dass der Punktwert ohne falsches Handeln des Verbrauchers sinkt. Der Grund: Wird keine Konditionenanfrage gestellt, sondern eine Kreditanfrage, so steht das Gesuch erst einmal in der SCHUFA. Bei einem Vergleich geht der Bürger jedoch hin und holt sich weitere Angebote ein. Auch diese Anfragen werden gespeichert – mitunter kann die SCHUFA nun glauben, dass alle vorherigen Anbieter den Kunden aus irgendwelchen Gründen ablehnten.
Das Zahlungsverhalten in der Vergangenheit kann jedoch vollständig in Ordnung sein, dennoch kann es geschehen, dass Ratenzahlungen oder Kredite nicht oder nur schwer vereinbart werden können, obwohl die persönliche finanzielle Lage gut ist. Aber wie kann das sein?
Zahlungsverhalten aus langfristigen Verpflichtungen
Die SCHUFA errechnet den Punktwert aus Daten und Faktoren. Ein wichtiger Faktor steht bei der SCHUFA-Auskunft, die sich ein Bürger jährlich kostenlos anfordern kann, unter »Verhalten bei langfristigen Verpflichtungen«. Die Rede ist von Krediten, Finanzierungen und Kreditkarten. Das Problem?
- Bedient – wer die Verpflichtung stets bedient hat, hat kein Problem.
- Nicht bedient – das ist selbsterklärend.
- Nicht vorhanden – nun wird es interessant. Kann die SCHUFA (oder eine andere Auskunftei) keine Daten der letzten Jahre auswerten, so ist das Zahlungsausfallrisiko bei den Verträgen pauschal leicht erhöht.
Der letzte Punkt ist für all diejenigen interessant, die schon ein wenig älter sind und bislang keine Finanzierungen angestrebt oder Kredite aufgenommen haben. Der Zeitraum ist mindestens drei Jahre. Wer also mit Anfang 20 seinen ersten Kredit hatte, diesen natürlich abbezahlte, jedoch die nächsten 15 Jahre weder Kreditkarten nutzte, noch Güter über Ratenzahlungen oder Kredite finanziert hatte, der ist schwer einschätzbar und hat automatisch einen minimal niedrigeren Score.
Ausgeschlossen ist in diesem Fall aber weder eine Ratenzahlung noch eine Kreditaufnahme. Mitunter muss der Sachverhalt nur erklärt werden. Die meisten Finanzierungspartner haben ohnehin einen internen Richtwert, der nicht in Stein gemeißelt ist. Bei einer Online-Anfrage könnten Betroffene schon auf dem Fragebogen mitteilen, wann der letzte Kredit zurückgezahlt wurde und dass weitere Finanzierungen nie angestrebt wurden.
Experteninterview zu den häufigsten Fragen rund um Kredite
Regelmäßig erreichen uns Fragen rund um den Kreditvergleich, die Beantragung von Krediten im Allgemeinen oder auch zur Rolle der Schufa beim Kreditantrag. In unserem Experteninterview geben Paul Ballichar und Quang-Dung Ta Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen. Die beiden sind Bankkaufmänner und beraten seit mehreren Jahren Kunden im Privatkreditbereich.
Verschlechtert der Online-Kreditvergleich meinen Schufa-Score?
Herr Ballichar: Nein. Denn solange man nur Angebote vergleicht, werden dafür nur Konditionen eingeholt. Konditionsanfragen sind Schufa-neutral und verschlechtern somit nicht den Schufa-Score. Sie sind auch nur für den Kunden selbst für 1 Jahr in der eigenen Schufa-Datei einsehbar. Kreditanfragen können hingegen den Schufa-Score beeinflussen. Das passiert aber nur, wenn man einen Kreditvertrag unterschreibt und an die Bank versendet. Wird der Kredit genehmigt, wirkt sich das positiv auf den Scorewert aus.
Werde ich im Rahmen des Kreditantrags unterstützt?
Herr Ta: Um die Kunden bestmöglich beim Kreditantrag zu unterstützen, melden sich die Kreditspezialisten bei Bedarf telefonisch oder per E-Mail. In manchen Fällen sind es Rückfragen, die zu klären sind oder es fehlen noch bestimmte Unterlagen. Sie können die Kreditspezialisten bei Bedarf auch selbst kontaktieren, wenn Sie während dem Kreditvergleich oder beim Kreditantrag Fragen haben.
Wieso gibt man bei der Kreditanfrage detaillierte Daten ein?
Herr Ballichar: Um ein genaues Angebot zu berechnen benötigt die Bank detaillierte Angaben. Weiterhin muss sich die Bank die richtigen Schufa-Daten des Kunden einholen können, um einzuschätzen, wie gut dessen Bonität ist.
Sind schufafreie Kredite eine Alternative?
Herr Ta: Wer einen negativen SCHUFA-Eintrag hat, erhält unter Umständen keinen herkömmlichen Kredit. Einige Interessenten setzen dann auf schufafreie Kredite. Hierbei sollten Interessenten jedoch immer prüfen, ob es sich um einen seriösen Kreditanbieter handelt. Leider tummeln sich gerade in diesem Bereich nämlich auch viele unseriöse Marktteilnehmer, die die Not der Betroffenen ausnutzen möchten. Gerade Regelungen mit Vorauszahlungen oder einem parallel abzuwickelnden Vertragsabschluss für eine Versicherung sind immer skeptisch zu sehen.
Was ist bei einer Kreditaufnahme generell wichtig?
Bei jedem Kredit, doch möglichst auch bei Ratenzahlungen, ist ein Vergleich der Angebote wichtig. Bei Ratenzahlungsvereinbarungen ist das natürlich schwieriger, da es sich um eine Händlerfinanzierung handelt und der Händler selten mit mehreren Anbietern zusammenarbeitet. In diesem Fall hilft oft nur, mehrere Händler miteinander zu vergleichen. Kreditangebote hingegen lassen sich gerade online hervorragend gegenüberstellen. In beiden Finanzierungsfällen gilt:
- Zinskosten – wie teuer wird der Kredit oder die Ratenzahlung für mich? Bei Ratenzahlungen sollte gerade bei den Null-Prozent-Finanzierungen gut hingeschaut werden, denn oft sind die Zinsen bereits eingepreist. Bei Krediten gilt es hingegen, das repräsentative Beispiel, den effektiven Jahreszins und die Zinsspanne mit den Angeboten der Konkurrenz abzugleichen. Dabei ist zu beachten, dass sich der Zinssatz im Rahmen der Zinsspanne ändern kann, denn die letztendlichen Zinsen basieren immer auf der eigenen Bonität.
- Verwendungszweck – dieser gilt nur für Kredite. Doch ist es sinnvoll, den Kredit passend zur Verwendung auszuwählen. Gerade Autokredite sind beispielsweise oft deutlich günstiger als Kredite mit anderen Verwendungsangaben.
- Laufzeit – bei Ratenzahlungsvereinbarungen kann die Laufzeit oft nur marginal geändert werden. Nicht selten geben Händler exakt drei Auswahlmöglichkeiten vor. Bei Onlinekrediten ist es anders, denn Verbraucher können die Laufzeit nach Wunsch auswählen, wobei die Bank das letzte Wort hat. Ein Kredit über 2.000 Euro wird kaum auf eine Laufzeit von fünf Jahren genehmigt. Eine generelle Ausnahme gibt es: Standardkreditangebote. Diese Kredite sind vom Kreditgeber schon fix und fertig geschnürt. Veränderungen werden kaum angeboten.
- Welche Laufzeit wähle ich? – längere Laufzeiten erhöhen die generellen Zinskosten, kürzere vermindern die Kosten. Die für einen selbst richtige Laufzeit muss jeder für sich bestimmen. Kurze Laufzeiten und somit hohe monatliche Raten könnten sich tückisch erweisen. Letztendlich ist es sinnvoller, lieber leicht erhöhte Zinskosten zu bezahlen, als während der Laufzeit in die Notlage zu geraten.
- Tilgung – bei Krediten sollten jährlich Sondertilgungen kostenlos möglich sein, gerne auch die kostenlose frühzeitige Ablöse. Bei Ratenzahlungen sind Sondertilgungen unüblich. Gut ist, vor dem Abschluss schon zu prüfen, unter welchen Umständen die Restsumme vor Ablauf der Zeit getilgt werden kann.
Gerade bei längeren Laufzeiten und höheren Summen spielt die eigene Sicherheit eine erhebliche Rolle. Viele Kreditangebote beinhalten bereits die Möglichkeit einer Ratenpause. Wie der Name vermuten lässt, ist es dem Kreditnehmer nach kurzer Rücksprache erlaubt, mit einer fest definierten, laufzeitabhängigen Ratenzahl auszusetzen. Die »offenen« Raten werden nun ans Ende der regulären Laufzeit gehängt. Das Sicherheitsnetz kommt in echten Schwierigkeiten zum Tragen:
- Arbeitslosigkeit
- Krankheit
- Schwere Belastungen
Da die Endgeldersatzleistungen sowohl bei der Arbeitslosigkeit als auch beim Bezug von Krankengeld deutlich unter dem Niveau des eigentlichen Gehalts liegen, lässt sich über die Ratenpause ein gewisser Zeitraum überbrücken. Zu den schweren Belastungen können Ausfall des Partners, Krankheit des Kindes etc. fallen.
Sinnvoll ist die Ratenpausenvereinbarung bei Krediten, die länger als zwölf/achtzehn Monate laufen. Da auch die beste Vorausplanung nicht gegen alle Notfälle wappnen kann, schützen sich Kreditnehmer durch die Ratenpause zusätzlich. Sicherlich erhöhen sich die Gesamtkosten, wenn die Pause in Anspruch genommen wird, doch ist der Mehraufwand weitaus geringer als die Folgen eines Kreditausfalls.
Abseits einer Kreditaufnahme gibt es bei Händlerfinanzierungen ein Detail zu beachten. Oftmals arbeiten gerade Onlinehändler mit Zahlungsdiensten zusammen. Diese setzen für jeden Verbraucher erst einmal ein Limit fest, das sich nach und nach erhöht. Wenn ein Kunde dem Zahlungsdienst recht unbekannt ist, so könnte die Finanzierung über eine höhere Summe auch abgelehnt werden. Dasselbe gilt, wenn ein Verbraucher schon mehrere Finanzierungen und Ratenzahlungen über diesen Zahlungsdienst nutzt und das persönliche Limit erreicht ist. Das hängt nicht mit der eigenen Bonität zusammen, sondern damit, dass die Dienste für sich eigene Sicherheitsnetze spannen.
Abbildung 2: Die Kreditwahl sollte im Normalfall über einen Anbietervergleich erfolgen - so lassen sich die Zinsen niedrig halten. Bildquelle: @ Markus Spiske / Unsplash.com
Fazit - bei Finanzierungen kommt es auf vieles an
Der erste Schritt jeder Kreditaufnahme oder Ratenzahlung ist die eigene Bestandsaufnahme. Sie verrät, wie hoch die monatlichen Raten ausfallen dürfen. Aber auch das eigene Zahlungsverhalten und das bisherige Verhalten trägt zu einem Kreditangebot oder zur Aufnahme einer anderen Finanzierung bei. Wichtig ist grundsätzlich, bei den Angeboten nicht auf einen Vergleich zu verzichten und darauf zu schauen, ein möglichst günstiges Angebot zu erhalten. Hier sind die Zinskosten entscheidend.