© Rainer Rueffer
In Sachen Wohnen ist Frankfurt ist nach München die teuerste Stadt in Deutschland, und hat Städte wie Hamburg, Köln und Berlin weit hinter sich gelassen. Viele Frankfurter*innen können sich ein Zuhause in beliebten Stadtteilen wie Westend, Nordend oder Sachsenhausen kaum oder auch gar nicht mehr leisten. Das ist nicht neu, sondern seit Jahren bekannt, zumal der Zuzug in die Mainmetropole ungemindert anhält. Allerortens wird nachverdichtet und angebaut, und es werden Wohnungen komplett neu aufgestellt: Dank der Anmeldung von Eigenbedarf kann auch langjährigen Mieter*innen, die noch zu akzeptablen Kosten wohnen können, die Kündigung ausgesprochen werden. Gentrifizierung lautet das böse Wort, das nicht anderes meint, als dass ganze Stadtteile von Menschen, die zu einer uniformen Einkommensschicht, gehören, bewohnt werden – zumeist sind es die Besser- und am besten Verdienenden. Die Stadt Frankfurt hat das Problem seit Jahren auf der Agenda, versucht die weit auseinanderklaffende Arm- und Reich-Schere, die sich im Wohnbereich überdeutlich zeigt, etwas zu schließen. Mit überschaubarem Erfolg. Nun aber hat die Stadt ein Wohnmodell für sich entdeckt, das Zusammenleben auf neue Art präferiert und das zu leistbaren Preisen: Gemeinschaftliche Wohnprojekte.
Die Nachfrage nach selbstorganisierten, gemeinschaftlichen und innovativen Wohnformen in Frankfurt steigt bereits seit einigen Jahren. Bereits 2006 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, entsprechende Projekte zu fördern und hatte damals beschlossen, 15 Prozent neu ausgewiesener Bauflächen für gemeinschaftliches Wohnen zur Verfügung zu stellen. Doch für Interessierte war es schwer, an geeignete Liegenschaften zu kommen. Seitdem die Kommune den städtischen Liegenschaftsfonds aufgelegt hat und wieder Neubaugebiete ausweist, nimmt das Thema zusätzlich Fahrt auf. Es wurden 180 Wohnungen für gemeinschaftliche Projekte realisiert; in den kommenden fünf Jahren sollen weitere 1.000 hinzukommen. Wie gemeinschaftliches Zusammenleben aussehen kann, zeigt etwa das Wohnprojekt „BeTrifft“ in der Niederräder Triftstraße, das vor Kurzem sein Baustellenfest gefeiert hat. Die Altersspanne der zukünftigen Bewohner reicht von wenigen Wochen bis über achtzig Jahre. Die Bauphase hat das Projekt „Nest“ am Hilgenfeld in der Nähe des Bahnhofes Frankfurter Berg noch vor sich. Geplant ist ein viergeschossiger Komplex, der Platz in unterschiedlichen Wohnungen soll für 18 Erwachsene und zehn Kinder reichen. Den Einzug in die neue Unterkunft hat der Verein „Hestia – Gemeinschaftlich Wohnen in Harheim“ gerade hinter sich. Das Besondere bei diesem Projekt ist, dass die Hestia-Mitglieder mit Geflüchteten in einem Gebäudekomplex des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zusammenwohnen. 21 Erwachsene zwischen 30 und 90 Jahren sowie vier Kinder gehören aktuell zu Hestia. Auch den Entwickler*innen der Günthersburghöfen im Nordend ist seitens der Kommune vorgeschrieben, Platz für gemeinschaftliches Wohnen vorzusehen.
>> Infos: gemeinschaftliches-wohnen.de, syndikat.org/de