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Baden im Geld - Maren (Sandra Hüller), Volker (Ronald Zehrfeld) und Robert (Max Riemelt)
Endlich mal wieder ins Kino. Im Delphi-Filmpalast in Berlin ist das zahlreich erschienene Publikum gespannt auf “Zwei zu Eins” von Natja Brunckhorst, die übrigens einst die Hauptrolle im Film “Christiane F – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” spielte. Inspirieren ließ sie sich jetzt vom sogenannten “Schatz von Halberstadt”. In einem Stollen lagerte die Staatsbank Berlin 3.000 Tonnen Papiergeld der DDR ein, das seit dem 1. Juli 1990 kein gültiges Zahlungsmittel mehr war. So sicher wie Fort Knox war dieses Lager indes nicht. Diebe drangen Anfang der Nullerjahre in die Anlage ein und machten sich die Taschen voll; wieviel Geld gestohlen wurde, weiß niemand. Die Regisseurin verlegt diese unglaubliche Geschichte in das Jahr 1990 und zimmert darum herum noch eine Beziehungskiste: eine Frau und zwei Männer (Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld). Dieses Menscheln tut dem Film nicht gut. Eine Verdichtung auf den eigentlichen Plot wäre “Zwei zu Eins” besser gewesen.
Zusammen mit seinen Nachbarn findet das Trio Wege, das wertlose DDR-Geld noch in D-Mark zu tauschen. Sie geraten über den unverhofften Reichtum aber kaum in Streit, sondern gehen fair miteinander um. Darin liegt das utopische Potential von “Zwei zu Eins”, davon sind wir im Moment weit entfernt. Die endlosen Querelen um den Haushalt 2025, die Anmeldung immer neuer und berechtigter Forderungen von Interessengruppen, die Insistenz auf eigenen, absolut gesetzten Bedingungen – es steht nicht gut um das soziale und politische Klima in Deutschland. Am 1. September wird in Sachsen und Thüringen gewählt. Bis auf die CDU spielen die etablierten Parteien in den letzten Umfragen keine Rolle mehr – keinem der Ampelpartner wird ein zweistelliges Ergebnis vorhergesagt. Sahra Wagenknecht erhöht mit ihrem BSW noch den Druck und verlangt für eine Regierungsbeteiligung auf Landesebene, dass die jeweilige Koalition auf eine Unterstützung der Ukraine verzichtet. Bis dato schließt sie noch eine Zusammenarbeit mit der AfD aus.
Es ist längst an der Zeit für eine schonungslose Bestandsaufnahme und eine Agenda 2040. Ohne rigoroses Sparen oder die Abschaffung der Schuldenbremse wird es nicht gehen, ohne eine nüchterne Analyse der Klimapolitik und ihrer hehren Ziele auch nicht. Die Fluggesellschaft Air New Zealand hat inzwischen ihre Klimaziele aufgegeben. Alle sollten sich ehrlich machen, wie es Politiker:innen gerne postulieren. Der CO2-Verbrauch - etwa im Flugverkehr – wird nur durch Reduzierung der Flüge möglich sein: Abgaben- und Steuerhöhungen, Verbot von Flügen unter 500 km und Privatjets. Diese Forderungen etwa der Letzten Generation sind derzeit nicht mehrheitsfähig. Vielleicht kommen wir zur Einsicht, wenn die Kosten der Klimaschäden deutlich höher ausfallen als Klimaschutzmaßnahmen. Politik ist ein schmutziges Geschäft, selbst Steuerbeamt:innen genießen ein höheres Ansehen als Politiker:innen. Der größte Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Krieges bestätigt dieses Image wieder einmal. Der rechtskräftig verurteilte “Tiergartenmörder” wurde in Moskau mit allen Ehren empfangen; ein Deutscher, der wegen des Besitzes von sechs Gummibärchen in Haft saß, kam frei. Ein Triumph der Willkür, der schaudern lässt.
Erk Walter
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