Foto: Salome Roessler
Einweihung des Justitia Brunnens mit Oberbürgermeister Peter Feldmann und Kulturdezernentin Ina Hartwig, aufgenommen am Mittwoch (10.10.2018) auf dem Römerberg in Frankfurt am Main. Foto: Salome Roessler
Am Mittwoch, 10. Oktober, ist Justitia auf den Römerberg zurückgekehrt und krönt damit wieder den Gerechtigkeitsbrunnen. Im vergangenen Jahr wurde die Figur der Justitia abgebaut und erhielt eine konservierende Wachsbehandlung. Durch die Unterstützung des Vereins „Freunde Frankfurts“ konnte die Justitia denkmalgerecht überarbeitet werden: „Die Justitia ist ein Wahrzeichen der Stadt Frankfurt, deren Erhalt dem Verein sehr am Herzen liegt. Sie ist ein Beispiel künstlerisch wie technisch ausgezeichneter Bildhauerarbeit und angewandter Kunst des späten 19. Jahrhunderts. Aufgrund zahlreicher Spenden konnte der Verein die denkmalgerechte Sanierung der Justitia ermöglichen und dazu beitragen, dieses kulturhistorische Erbe für die Zukunft zu erhalten.“
Die Frankfurter Justitia blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Im Jahr 1543 wurde auf dem Römerberg der erste Röhr-/Springbrunnen Frankfurts errichtet. Die Sandsteinbrüstung entstammt bis heute teilweise noch dem Erbauungsjahr 1542. 1610 wurde der Brunnen neu gestaltet und erhielt sein heutiges Aussehen: ein steinerner Brunnenstock mit einer Justitia. Zwei Jahre später flossen zur Krönung Kaiser Matthias‘ aus extra angebrachten Adler- und Löwenköpfen Rot und Weißwein. In ihrer Begeisterung über den Ausschank ramponierten die Frankfurter den Brunnen derart, dass der Magistrat der Stadt zur Krönung Kaiser Ferdinands II im Jahr 1619 einen zusätzlichen Brunnen als Weinspender aufstellen ließ.
1863 befand sich der Gerechtigkeitsbrunnen in einem derart desolaten Zustand, dass er zum Deutschen Fürstentag unter Blumenkaskaden verschwand, später wurde er unter einer Bretterbude versteckt. Der Justitia wurde mehr als einmal die Waage geraubt, 1874 war sie selbst so ramponiert, dass sie entfernt wurde. 1887 machte eine Spende des Weinhändlers Gustav Dominikus Manskopf die Erneuerung der Figur möglich. Das bis heute bestehende Ziergitter mit den vergoldeten Stadtadlern stammt von Alexander Linnemann aus dem Jahre der Erneuerung 1887.
Vom Bombardement des 2. Weltkriegs blieben Brunnen und Figur weitgehend verschont. Von 1945 bis 1947 stand die Justitia in den Räumen der Militärregierung, die im Gebäude der Metallgesellschaft am Reuterweg residierte. 1970 zog sie abermals um – wegen des Baus der U-Bahn und der Tiefgarage wurde das Ensemble abgetragen und nach Abschluss der Arbeiten nur wenige Meter versetzt von seiner ursprünglichen Stelle wieder aufgebaut. 2007 wurden Brunnenschale und Figur restauriert. Ein bemerkenswertes Detail der Frankfurter Justitia ist das Fehlen der sonst üblichen Augenbinde.