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Ben Werner und Nikolas Arent
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Ben Werner und Nikolas Arent
Seit der Schulzeit sind Ben Werner und Nikolas Arent beste Freunde. Nun haben sie ein Webportal programmiert, das Hilfsangebote im Internet sammelt und präsentiert und die Hilfseinrichtungen miteinander vernetzt. FRIZZ Das Magazin sprach mit den Gründern von HilfeRadar.
Interview: Heidi Zehentner
In Deutschland sind 17,6 Millionen Menschen von Armut betroffen. Über 600.000 sind wohnungslos, davon leben 50.000 auf der Straße. 1,6 Millionen sind auf Lebensmittel von der Tafel angewiesen. Mit diesen Zahlen möchten Ben Werner und Nikolas Arent auf ihrer Website hilferadar.de die prekäre Situation vieler Menschen in Deutschland und in Frankfurt verdeutlichen, denen zu helfen sie es sich zur Aufgabe gemacht haben. Eine Begleitung zum Arzt, ein sicherer Ort, um sich aufzuwärmen und auszuruhen, Hilfe für den Hund, der einen seit Jahren treu begleitet. Und. Und. Und. Mit wenigen Klicks kann man sich dort das Hilfsangebot suchen, das man benötigt.
Die Idee zu HilfeRadar entstammt einer persönlichen Erfahrung von Nikolas. Während einer zweijährigen ehrenamtlichen Tätigkeit bei einer Kleiderausgabestelle für wohnungslose und bedürftige Menschen stellte Nikolas immer wieder fest, wie schwierig es für die Hilfesuchenden war, schnelle und präzise Informationen über verfügbare Unterstützungsangebote zu erhalten. Häufig wurden Fragen gestellt wie „Wo kann ich heute Nacht schlafen?“ oder „Wo bekomme ich heute eine warme Mahlzeit?“ Diese Fragen führten Nikolas dazu, online nach Antworten zu suchen. Er stellte jedoch bald fest, dass es keine zentrale Anlaufstelle gab, die alle relevanten Informationen gebündelt und übersichtlich darstellt. Mit der Idee, das zu ändern, ging er auf Ben zu.
Was genau ist der HilfeRadar und wie kann er helfen?
hilferadar.de ist eine Webseite, die es bedürftigen Menschen ermöglicht, schnell und unkompliziert das passende Hilfsangebot in ihrer Umgebung zu finden. Ähnlich wie Check24, aber speziell für soziale Angebote! Nutzer:innen können einfach ihre Adresse eingeben, eine Kategorie wählen und erhalten sofort eine Übersicht über nahegelegene Hilfseinrichtungen, sortiert nach der Entfernung. Unsere Zielgruppe besteht aus allen Menschen, welche auf Hilfe angewiesen sind. Hilfe kann hierbei eine Essensausgabestelle, eine Beratung, eine ärztliche Untersuchung usw. sein.
Zudem sind in unserer Zielgruppe alle Menschen, welche im sozialen Bereich arbeiten (bezahlt oder ehrenamtlich). Diese können unsere Webseite als Tool nutzen, um ihre Klient:innen besser zu beraten.
Wird es von Hilfesuchenden angenommen? Bedürftige haben nicht alle Online-Zugriff …
Die Website hat bereits aktive Nutzer:innen, die nach Hilfsangeboten suchen. Insbesondere von den Hilfseinrichtungen, die wir auflisten, haben wir bereits sehr positives Feedback erhalten, dass genau eine solche gebündelte Informationsquelle gebraucht wird.
Natürlich gibt es einen Teil der Bedürftigen, die keinen Zugang zur Webseite haben, da sie aus verschiedenen Gründen keinen Online-Zugang haben. Aber das ist ein kleiner Teil. Wichtig ist hier, dass die Hilfseinrichtungen auch von Menschen aufgesucht werden, die noch eine Wohnung etc. haben, sich aber z.B. keine neue Kleidung leisten können, weil die Rente zu gering ist. Es gibt also viel mehr Menschen, die einen Onlinezugang haben, als man vielleicht auf den ersten Blick denkt. Außerdem können die Hilfseinrichtungen/Beratungsstellen die Menschen ohne Onlinezugang durch unsere Seite besser beraten.
Wie ist die Reaktion eures Umfelds?
Unser Umfeld hat sehr positiv reagiert! Wir haben viele Freund:innen, die Sozialarbeit studieren oder in dem Bereich arbeiten. Sie geben uns Tipps, z.B. welche Hilfseinrichtungen wir noch hinzufügen sollten. Aber auch das restliche Umfeld hilft uns, indem es z.B. Instagram-Posts repostet, Flyer verteilt etc.
Ab und zu würden sie es aber wahrscheinlich auch gut finden, wenn wir ein bisschen mehr Freizeit haben, da wir durch unser Masterstudium und den gleichzeitigen Aufbau zeitlich sehr eingespannt sind.
Wie geht es nun weiter mit dem Projekt?
Derzeit ist die Website für Frankfurt mit über 170 Hilfseinrichtungen online. In Entwicklung ist eine Funktion, mit der die Hilfseinrichtungen ihre Angebote selbst verwalten können. Das heißt, sie loggen sich ein und können dann z.B. die Zeiten ihres Angebotes anpassen oder ein weiteres Angebot hinzufügen.
Außerdem arbeiten wir daran, unsere Datenbank auf ganz Deutschland auszuweiten.
Darüber hinaus stellt sich die Frage der langfristigen Finanzierung der Webseite. Derzeit erhalten wir das HessenIdeen-Stipendium (01.01.25 – 30.06.25), das sowohl eine finanzielle Unterstützung für unseren Lebensunterhalt als auch ein Accelerator-Programm mit Workshops zu verschiedenen Themen beinhaltet. Langfristig wünschen wir uns, dass Städte und Gemeinden die Kosten übernehmen. Dazu suchen wir derzeit Kontakte in die Politik.