
240 Zeichnerinnen und Zeichner hatten ihre Werke für den „Deutschen Cartoonpreis“ eingereicht und die Fachjury vor eine schwere Entscheidung gestellt: Welcher ist der beste Cartoon des Jahres 2024? Der erste Platz geht an Markus Grolik für seine Darstellung des Büros als Ort der Stabilität. Er greift mehrere hochaktuelle Themen auf: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in einer Welt, die zunehmend von Wohnungsnot, steigenden Mietpreisen und fehlenden Betreuungsmöglichkeiten geprägt ist. Vom Fehlen einer echten Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ganz zu schweigen. Er bohrt damit ein dickes Brett, denn es gelingt ihm, in nur einem Bild, aber auf mehreren Ebenen zu zeigen, wie all diese Probleme sich gegenseitig bedingen. Grolik nutzt dazu das Mittel der Umkehrung: Die Arbeit wird nicht mit nach Hause genommen, sondern die Care-Arbeit mit ins Büro. Es ist nicht die Mutter, die versucht, Kinderbetreuung und Beruf auf einen Nenner zu bringen, sondern der Vater. Überhaupt zeichnet sich dieser Cartoon durch die völlige Absenz von Frauen aus. In dem hierarchiefrei strukturierten Großraumbüro, in dem auch der Chef zusammen mit den anderen im Raum sitzt, arbeitet weit und breit keine Frau: Sie existieren einfach nicht, ebenso wie Männer noch sehr oft einfach nicht mitgedacht werden, wenn es um Kinderbetreuung geht. Und die ist in Deutschland ja immer noch und derzeit verstärkt ein Riesenthema, da Kitaplätze trotz Rechtsanspruch Mangelware sind. Genauso wie bezahlbarer Wohnraum. In diesem Cartoon ist nicht das Zuhause der Ort der Stabilität, sondern das Büro. Es wird zum Heim, weil man sich ein eigenes mit Kindern einfach nicht mehr leisten kann. Mit seinem Cartoon schafft Grolik einen vielschichtigen Kommentar zu den gesellschaftlichen Herausforderungen des modernen Lebens, das er in einem Bild und mit wenigen Strichen verdichtet. Die Cartoons des Jahres 2024 kann man im Buch »Beste Bilder 15 – Die Cartoons des Jahres 2024« einsehen.
>> kleinert.de/markus-grolik, caricatura.de/deutscher-cartoonpreis-2024