Foto: Weigang Photography
Mr. Gay Germany-Wahl. Im Vergleich zu den allgemein bekannten Mister- und Misswahlen, ist dies kein reiner Schönheitswettbewerb. Jeder Teilnehmer baut eine Kampagne auf, die er mit Hilfe von Mr. Gay Germany ins Leben ruft. Dies hat auch Kandidat Benjamin Näßler getan und sich einem Tabuthema gewidmet: Homosexualität im Fußball. Der 30-jährige Sachsenhäuser ist verheiratet und arbeitet als Außendienstmitarbeiter bei einer Versicherung.
Im Rahmen des Wettbewerbs zur Mr. Gay Germany-Wahl müssen alle Teilnehmer*innen eine Kampagne aufbauen. Die deine: Homosexualität im Fußball. Warum gerade dieses Thema?
Dies hat mehrere Gründe. Zum einen schaue ich wahnsinnig gerne Fußball und bin leidenschaftlicher Fußballfan. Zweitens habe ich selber Fußball gespielt und dabei selbst erfahren, was es bedeutet als Homosexueller in einer „normalen” Fußball Mannschaft zu spielen. Immer wieder kamen Äußerungen diesbezüglich, so dass ich für mich entschieden habe, mich im Verein nicht zu outen. Drittens bin ich der Meinung, dass es im Fußball leider immer noch ein Tabuthema ist. Als ich vor einiger Zeit mit Bekannten unterwegs war und wir auf Hobbys zu sprechen gekommen sind, habe ich mich als Fußballfans geoutet. Dann kam der Spruch: Was? Du schaust Fußball? Aber du bist doch schwul?! Da habe ich mir die Frage gestellt, ob Fußball nur für Heterosexuelle da ist. Zudem hat Fußball die größte Strahlkraft in der Bevölkerung. Hier konnten wir definitiv einiges erreichen.
Betrifft dies auch andere Sportarten?
Ich glaube, dass dies von der jeweiligen Sportart abhängig ist. Jedoch kann ich mir schon durchaus vorstellen, dass es in den allermeisten Sportarten zu den Vorurteilen und dem typischen Klischeedenken kommt. Wenn wir es schaffen, in Fußball ein Umdenken vollziehen zu können, wirkt sich dies auch auf die anderen Sportarten aus.
Was verbindet dich ganz persönlich mit Fußball?
Zum einen komme ich aus einer fußballverrückten Familie. Bereits als Kind war ich Zuschauer und Fan von meinem großen Bruder, als dieser Fußball gespielt hat. Außerdem habe ich dann sogar selbst gespielt, wenn auch nicht super erfolgreich. Dabei gefällt mir vor allem der Teamgedanke, dass der eine für den anderen mitkämpfen muss. Bis heute verfolge ich aber Fußball mit großer Leidenschaft und spiele selbst in Frankfurt in einem schwulen Fußballverein (FVV).
Musstest du selbst schon homophobe Attacken erdulden? Auch in Frankfurt?
Zum Glück musste ich noch keine negativen körperlichen Erfahrungen sammeln. Jedoch kam es in der Vergangenheit immer mal wieder zu negativen Äußerungen bezüglich der Homosexualität. Sowohl im normalen Leben, wenn die jungen Kerle meinen, sie müssen sich dann dazu äußern. Oder eben aber auch in Verein, wenn für negative Erlebnisse das Wort schwul benutzt wird.
Eher von Männern oder von Frauen?
Die meisten dieser Bemerkungen kamen von Männern. Frauen sind da sehr entspannt bei diesem Thema.
Was wäre eine Möglichkeit, Homophobie im Fußball und auch in anderen Sportarten einzudämmen?
Ich glaube, der wichtigste Punkt ist, dass die Menschen aufgeklärt werden. Die meisten Vorurteile bzw. Probleme bestehen aus meiner Sicht darin, das schwule Männer oft in Schubladen gesteckt werden, denen sie nicht gerecht werden. Wir müssen versuchen, die Trainer besser für das Thema Diversity auszubilden, Brücken bauen zwischen den heterosexuellen und homosexuellen Spielern und die Fans dabei mitnehmen. Denn nur gemeinsam können wir dies erreichen.
Du bist Frankfurter. Was liebst du an deiner Stadt, was nicht?
Die Skyline ist mein absolutes Highlight der Stadt. Vor allem im Sommer, bei lauen Sommernächten am Main auf der Wiese liegen mit meinem Mann und mit Freunden. Da wir gutes Essen lieben, finde ich die Auswahl an unterschiedlichen Restaurants sehr gut. Was ich nicht so mag, ist das Vorurteil und das negative Bild, was viele von Frankfurt haben. Dies kann ich nicht nachvollziehen.