
Genuss und Gesundheit müssen kein Widerspruch sein. Das dachte sich zumindest der französische Winzer Raphael de Pablo, als er kürzlich einen Rotwein mit dem Hanfextrakt CBD vorstellte. Genauer gesagt: ein aromatisiertes Getränk auf Wein-Basis, denn aufgrund des Zusatzes darf er sein Produkt nicht mehr als Wein vermarkten. Trotzdem verkauft er es natürlich in einer typischen Rotwein-Flasche, auf der ein schwarzes Etikett mit einem minimalistischen Hanfmotiv prangt. Burdi W. heißt der edle Tropfen, der für schlappe 34,90 über den Tresen geht. Handelt es sich bei dem ausgefallenen Produkt nur um einen Marketing-Gag, oder steht es gar am Beginn eines großen Trends?
Alleskönner CBD
Um das zu beurteilen, sind zunächst einmal genauere Kenntnisse über den entscheidenden Inhaltsstoff nötig. Cannabidiol, besser unter der Abkürzung CBD bekannt, ist ein Molekül, das in Hanf vorkommt. Es wirkt nicht berauschend, dafür werden ihm allerlei gesunde Eigenschaften zugeschrieben. Und so kommt es, dass CBD seit einiger Zeit in allen möglichen Produkten anzutreffen ist. Es befindet sich in Anti-Aging-Cremes und Pflegelotionen ebenso wie in Vitaminkapseln oder sogar Kaugummis. Einige Firmen haben sich sogar komplett auf den Verkauf von CBD spezialisiert. So verkauft die Schweizer Marke Cibdol CBD-Öle, CBD-Fruchtgummis und sogar CBD-Produkte für Haustiere. Selbst Pharmaunternehmen zeigen Interesse an dem Stoff. Der neue CBD-Wein dürfte also durchaus eine breite Käuferschicht ansprechen.
Was kann das neue Getränk?
Voraussetzung ist natürlich erst einmal, dass der Wein überhaupt schmeckt. Wenn er am Gaumen enttäuscht, werden es sich die Käufer zweimal überlegen, ob sie wieder zugreifen. Denn für das Geld können sie sich auch gleich eine Flasche normalen Rotwein und ein CBD-Öl holen. Auf dem Papier zumindest müsste das Getränk etwas hermachen. Der Wein ist nicht etwa ein Gemisch verschiedener Sorten, sondern besteht laut Angaben des Herstellers zu 100 % aus Petit Verdot. Aber wie fällt das Urteil der Experten aus? Eine Branchenzeitschrift aus Bordeaux bescheinigt Burdi W Noten von schwarzer Johannisbeere und eine äußerst entspannende Wirkung. Ob die nun vom Alkoholgehalt oder vom CBD herrührt, ist unklar. Das Online-Magazin Terre de Vins schmeckt in einem eher schweren Körper deutlich das Kräuteraroma des CBD heraus und vergleicht das Getränk eher mit einem Kräuter-Aperitif als mit einem klassischen Wein. Das Gesamturteil fällt also durchaus positiv aus.
Nicht nur in Frankreich
Beste Voraussetzungen für einen nachhaltigen Erfolg also. Dafür spricht auch, dass auch in zahlreichen anderen Ländern erste CBD-Weine auf dem Markt sind, auch wenn bei weitem nicht alle denselben Feinschmecker-Anspruch haben wie der Burdi W. Aus Spanien grüßt beispielsweise ein Winzer mit Canna Wine, der eine Preisklasse niedriger angesiedelt ist. Im Gegensatz zum Burdi W wird dieser Wein nicht mit einem Extrakt, sondern mit ganzen Hanfblüten aromatisiert. In Deutschland kam kürzlich der erste CBD-Wein unter dem Namen Easychill auf den Markt. Und in den USA gibt es gleich eine ganze Reihe von Weingetränken mit CBD. In der Tat haben Verbraucher dort eine große Auswahl: Sie finden sowohl einen Cabernet Sauvignon als auch einen Pinot Grigio oder einen Chardonnay mit dem Hanfextrakt. Das Geschäft läuft gut – es wäre also keine allzu große Überraschung, wenn der CBD-Wein auch in Europa ein voller Erfolg wird.