© Lior Neumeister
In ihrem zweiten Roman schreibt Hengameh Yaghoobifarah über Begehren und queer sein – in den unterschiedlichsten Facetten – in ihrer so eigenen Sprache. Poetisch und wuchtig. Schwindelerregender Humor trifft auf eine kompromisslose Liebesgeschichte der Gegenwart.
Ava hat drei Liebhaber:innen und hatte nie geplant sich mit allen dreien auf einem Dach, 15 Stockwerke über der Stadt, eingesperrt wiederzufinden. Doch als Silvia und Delia plötzlich vor ihrer Haustür stehen, während ihres Dates mit Robin, flüchtet sie überstürzt aufs Dach. Gefolgt von ihren Liebhaber:innen. Ohne Schlüssel, ohne Handy. In dem „queeren Freiluftkammerspiel“ – das vom Setting an Nick Hobbys „A Long Way Down“ erinnert, streiten und verhandeln Robin, Silvia und Delia, um ihre Bedeutung in Avas Leben. Und das alles ohne abzustürzen. Die vier Protagonist:innen erzählen jeweils ihre Geschichte.
Hengameh Yaghoobifarah schreibt rhythmisch, mit einem ganz besonderen Gespür für Sprache, fluide und sehr witzig – oder wie Daniel Schreiber in seinem blurp schreibt: „[…] man lernt dabei so etwas wie eine neue Sprache und lacht sich halb tot […] – über Liebe, Begehren, Zugehörigkeit, Verlust, Trauma. Auch formal wählt sie unterschiedliche ästhetische Sprachformen was sich auch im Layout widerspiegelt.
Hengameh Yaghoobifarah, die sich als non-binär definiert, gilt in manchen Kreisen als „ Reizfigur“, nachdem sie in einer ihrer sehr lesenswerten Kolumnen für die TAZ ("all cops are berufsunfähig") Polizisten statistisch in Verbindung mit Müll gebracht hat. Der Presserat sah keinen Verstoß gegen den Pressekodex und wies Beschwerden als unbegründet zurück. Der gemeinsam mit Autorin Fatma Aydemir herausgegebene und sehr beachtenswerte Essayband „Eure Heimat ist unser Albtraum“ (2019) wurde dieses Jahr – aus gegebenen Anlässen – um drei weitere Essays ergänzt.
Evan Tepest, Autor, Missy-Kolumnist und Dozent für Essayistik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig im Wintersemester 24/25 Dozent, moderiert den Abend.
>> 9.10., Hessisches Literaturforum im Mousonturm, 19.30 Uhr, 12/9/6 €, hlfm.de