
Besonders für Berufseinsteiger ist es hilfreich, aber auch Etablierte im Unternehmen profitieren davon, wenn sie sich in der Kantine zum Mittagstisch mit Kollegen treffen. Wer gemeinsam sein Essen genießt, in entspannter Atmosphäre plaudert, der tut etwas für seine Sozialkompetenz und lernt so ganz nebenbei auch noch Entscheidendes über die herrschende Hackordnung in der Firma.
Gerade wenn du neu in ein Unternehmen kommst, fällt der Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten noch etwas schwer. Du als Neuer fällst jedoch auf und wirst von allen Anwesenden erwartungsvoll zur Kenntnis genommen. Jeder möchte sich ein Bild von dir machen und spüren, ob die Chemie stimmt.
Die wichtigste Zeit des Tages
Ein Mittagessen ist deshalb der ideale Zeitpunkt, sich kennenzulernen. Gerade in einer Großstadt wie Frankfurt gibt es spannende Möglichkeiten neue Bekanntschaften zu machen. Themenrestaurants wie Veggie-Bars oder angesagte Cafés bieten eine optimale Plattform, um seine neuen Kollegen kennen zu lernen. Vor allem als neuer Kollege solltest du dich unter keinen Umständen separieren. Das würde fehl gedeutet und wäre gerade in der Startphase für deinen eigenen Ruf von Nachteil. Setze dich also mit ins Restaurant oder begleite die anderen zum angesagten Verdauungsspaziergang. Traue dich und plaudere offen mit den Kollegen. So lernst du sie kennen und zeigst Interesse.
Übrigens, die Mittagspause stellt ein Recht dar, das im Arbeitszeitgesetz geregelt wird. Demnach muss jeder Arbeitgeber hier in Deutschland seinen Mitarbeitern, z.B. bei einem Arbeitstag von mindestens acht Stunden 30 Minuten Mittagspause zugestehen.
Dieses Recht auf Pausen wurde Ende des 19. Jahrhunderts mühsam von den Gewerkschaften durchgesetzt. Es ist somit eine soziale Errungenschaft, die jeder Einzelne heute schätzen und nutzen sollte.
Noch Anfang der siebziger Jahre gingen Vertreter der IG Metall auf die Straßen, um nach einem wochenlangen Streik Pausenzeiten für Fabrikarbeiter durchzuboxen. Für jeden Akkordarbeiter gilt seitdem eine Erholungspause von fünf Minuten je Arbeitsstunde plus weitere drei Minuten je Arbeitsstunde für persönliche Bedürfnisse. So erhielt der klassische Toilettengang den Rang eines Tarifrechts.
Alleine zu essen ist keine Option
Mittagspause – ja oder nein? Laut einer Umfrage geht auch weniger als die Hälfte der Chefs regelmäßig in die Mittagspause. Warum das so ist? Hier einige Begründungen:
- Er möchte seine Ruhe haben und verbringt die Pause lieber alleine
- Eine Minderheit will den Mittagstisch nur mit anderen Führungskräften teilen
- Der Mitarbeiterkontakt steht einfach nicht auf seiner Prioritätenliste
Alleine zu essen, ist folglich keine Option, weder für Mitarbeiter noch für deren Vorgesetzte. Gerade im Berufsleben ist Teamkompetenz nötig und je besser man sich auf emotionaler Ebene einschätzen kann, desto besser funktioniert der Zusammenhalt. Deshalb ist es wichtig, dass du Kontakte knüpfst bzw. bestehende vertiefst.
In der Mittagspause kannst du auch deine Kunden besser kennenlernen und bei Fisch und Bratkartoffeln locker ansprechen, wie ihr beide künftig noch effektiver zusammenarbeiten wollt. Auch deinen Kontakt zu Kollegen aus anderen Abteilungen solltest du beim Essen pflegen, denn es kann durchaus sein, dass du einmal abteilungsübergreifend Probleme lösen musst.
Gemeinsames Essen ist also eine Investition in berufliche Beziehungen:
- So lernst du von Fremden bzw. Kollegen
- So baust du Vertrauen auf
- So gewinnst du ein verlässliches Netzwerk
- Nicht selten entstehen Freundschaften

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Gemeinsamkeiten schweißen zusammen
Eine feste Regel ist es jedoch, dass du während des Essens NICHT über Geschäftliches sprichst. Das wäre dann nämlich keine echte Pause. Besser ist es, über Sport oder ein Reiseziel zu plaudern und dabei herauszufinden, dass das Gegenüber den gleichen Geschmack teilt.
Wenn du übrigens von deinen Kollegen nicht an den gemeinsamen Tisch gebeten wirst, lasse dich davon nicht entmutigen. Ergreife am nächsten Tag die Initiative und lade Kollegen selbst zum gemeinsamen Mittagstisch ein. Erkläre ihnen ruhig, dass es dir z.B. als Neuen in der Gruppe helfen würde, das Team besser kennenzulernen. Das ist legitim und sympathisch.
Auch wenn es Unmut zwischen dir und einem Kollegen oder einem Kunden gibt, bietet eine Essenseinladung eine reelle Chance, Probleme schnell aus dem Weg zu räumen. Laut psychologischer Studien stimmt ein gemeinsames Essen fast immer liberaler und milde.
Innenpolitik vom Feinsten
Deshalb sind Mittagspausen mit Kollegen mehr als nur eine Nahrungsaufnahme. Du hast dadurch Gelegenheit, zu beobachten und zu konsumieren: Wer lacht mit wem? Wer wird umworben und wer spöttelt gerne? Das politische Klima einer Firma zu durchschauen, ist eine Anforderung, die du nicht unterschätzen solltest.
Natürlich kannst du dir ab und zu auch einmal deine Vorratsdose mit dem Lieblingsbaguette und hartgekochten Eiern mitbringen. Aber generell solltest du dabei stets an deine Außenwirkung denken: denn was, wo und mit wem du isst, sagt immer zu allererst etwas über dich selbst aus. Und sind wir doch mal ehrlich, es gibt doch nichts, was mehr verbindet, als ein gemeinsames Essen und sei es auch nur, um zusammen über den Koch herzuziehen.