
Das einstige Kindermuseum an der Hauptwache ist nicht wiederzuerkennen. schwarze Wände, Milchglassscheiben mit dem Logo des MOMEM infeinen Lettern, dazu ein raumgreifender Saal, in dem Kunstgegenstände und exklusive Exponate Platz finden werden. Am 6. April eröffnet das MOMEM – das Museum Of Modern Electronic Music. Text: Heidi Zehentner, Foto: Michael Faust
Was lange währt, wird endlich gut: Nach jahrelangen Verhandlungen, Planungen und zuletzt Bauarbeiten ist das Museum of Modern Electronic Music endlich fertig. Das sollte es schon vor langem sein, doch die Pandemie hat den Initiatoren von Friends of Momem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch besser spät als nie. Frankfurts „Technomuseum“ öffnet Anfang April mit einer spektakulären Ausstellung über einen der bekanntesten DJs und Künstler Frankfurts: Sven Väth. Der Musiker arbeitet hierbei mit einem weiteren Frankfurter zusammen, dem Städelschul-Professor Tobias Rehberger. Beide übrigens Träger der Goetheplakette der Stadt Frankfurt. Zudem sollen in der Ausstellung Werke von Andreas Gursky zu sehen sein.
Seit 2017 warten Freunde der elektronischen Musik – und nicht nur jene aus Frankfurt – auf einen Kulturtempel, der Techno so feiert, wie es weltweit noch nirgends geschehen ist. Exponate aus über 40 Jahren Technogeschichte sollen zu sehen sein, besser zu spüren, denn das MOMEM sieht sich mehr als Erlebnisraum denn als Museum. Es geht um Clubkultur, um einen Musikstil, der Abertausende in Ekstase versetzt hat und es bis heute noch tut. Omen, Dorian Gray, U60311, Cocoon – in diesen Clubs wurde Techno gelebt … Was das bedeutet, davon möchte das MOMEM erzählen, mit Musik, mit Mode, mit Clubkultur. Die Ausstellung bleibt nicht statisch, sondern verändert sich wie der dort vertretene Sound stetig.
Von Brian Eno stammt das Zitat „Music is the key to technology" und das MOMEM soll zeigen, wie die rasante Entwicklung der elektronischen Musik- und Clubkultur auch andere Lebensbereiche, insbesondere die Mode und das Produktdesign, beeinflusste. Exponate könnten die Tonbandmaschine des DG-Veteranen Blum und natürlich die legendäre Drum Machine Roland TR 808 sein ebenso wie der eine oder andere klassische Synthi, den die Besucher:innen dann nicht nur bestaunen, sondern auch interaktiv ausprobieren können. In der Rubrik „Clubwear" könnte das Staubsauger-Outfit eines originellen Omen-Besuchers erscheinen oder auch die Taucherflossen eines Witzboldes, der häufig als Gast in Frankfurter Clubs im wörtlichen Sinn auftauchte und später als DJ Taucher einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Natürlich wären auch die Fantasiekostüme der Cocoon-Truppe gern gesehen, ein Kraftwerk-Roboter ist angeblich schon gesetzt sowie ein Helm der französischen Electrodisco-Helden Daft Punk … Lassen wir uns überraschen!
It's simple to tell, what saved us from hell
Endlich wird elektronische Musik als Kulturgut anerkannt, Clubs steigen auf in den Kulturolymp. Der Bundestag hat Musikclubs zu Kulturstätten erklärt. Somit gelten Clubs damit nicht mehr als Vergnügungsstätten wie beispielsweise Rotlicht-Kinos, sondern als Anlagen kultureller Zwecke. Das mag für Clubgänger:innen egal sein, für die Friends of MOMEM aber elementar, denn so konnten sie ihren Traum verwirklichen und die Stadt an ihre Seite holen. Friends of Momen, dazu gehört neben Alex Azary ein Name, ohne den Techno so wohl nicht stattgefunden hätte. DJ Talla 2XLC, mit bürgerlichem Namen Andreas Tomalla, hatte einst in seinem Plattenladen dem neuen Trend elektronischer Musik den Reiter Techno aufgedrückt – und so Musikgeschichte geschrieben.
Techno ist Kultur – und das zeigt das MOMEM seiner Besucherschar auf vielfältige Weise. Zudem verschönt es den Trichter an der Hauptwache. Als ersten von weiteren Schönheits-OPs, die den zentralen Platz zum Strahlen bringen lassen sollen. Alle Augen, zumindest die der Techno-Freund:innen, werden auf das MOMEN gerichtet sein, Besucher: innen aus aller Welt werden sich auf den Weg nach Frankfurt machen. Und der Stadt die Ehre zuteil werden lassen, die ihr gebührt. Frankfurt ist eine, wenn nicht die Geburtsstadt des Techno und das wird mit dem MOMEM gefeiert. Das tut auch der Stadt gut, nachdem die Frankfurt Fashion Week nicht die erhoffte Strahlkraft hatte. Frankfurt kann mehr als Banken und Finanzen, als Äppler und Grie Soß‘.
Das MOMEM öffnet seine Türen. Einer, der mit seinem Wirken weltweit Erfolg verbuchen konnte und wie kaum ein anderer für die Technokultur Frankfurts steht, ist Sven Väth. Er hat eine ganze Generation von DJs und Musikproduzenten geprägt, unter anderem durch das Omen, einem Club, der in den 90er-Jahren nur einen Steinwurf entfernt von der Hauptwache die Szene prägte. Dass er nun das Opening bestreitet, ist mehr als passend, gilt er doch als einer der Meister seines Faches. Ein Titel für die Eröffnungsschau steht laut Sven Väth auch schon fest. Er könnte nicht passender zu diesen Zeiten sein: „It's simple to tell, what saved us from hell.“