Clubsterben, unfreiwillige Auszeit und dubiose Pächter: All das konnte Ardi Goldman nicht davon abhalten, in der Clublandschaft noch einmal durchzustarten. Nur die Corona-Pandemie setzte Goldmans Projekt kurz vor der Eröffnung Ende März ein (vorläufiges) Ende. Wenn das Virus eingedämmt ist, soll es dann im ehemaligen KingKa mit einem feierlichen Eröffnungswochenende endlich losgehen. FRIZZ Das Magazin hat sich vor Ort bereits umgeschaut.
>> Fortuna Irgendwo: Hanauer Landstraße 192, Frankfurt, fortuna-irgendwo.de
„Fortuna Irgendwo, Heilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke“ nennt der Immobilienmogul sein neustes Projekt. Als Nachfolger im Geiste will er an die unvergessenen Nächte in einem von Frankfurts legendärsten Clubs – dem King Kamehameha auf dem Unionsgelände – anknüpfen. Im Ostend will es der 56-Jährige wieder wissen und einen modernen Club etablieren. Die Ähnlichkeit zum KingKa ist allerdings unverkennbar. Im Nebenbereich gibt es exotisches Südseeflair mit Pool und Tiki-Bar: Verwinkelt und mit kleinen Sitzecken lädt Goldmans Südseetraum zum Verweilen ein. Ganz besonders in den Sommermonaten, denn das Dach lässt sich einfahren und dann gibt es den freien Blick auf die Sterne. Nebenan auf dem Mainfloor dominieren Graffiti und Zitate von Charles Bukowski bis hin zu den Geschwistern Scholl, warme Farben sowie (Kunst)gemälde an den Wänden. Ein echter Hingucker ist die riesige Lichtwand des Künstlers JoJo Tillmann, die er speziell für das Fortuna Irgendwo angepasst hat. „Damit lassen sich ganz besondere Stimmungen erzeugen – passend zur Musik. Ein Videojockey soll die Wand mit künstlerischen Clips bespielen“, erklärt Goldman. Apropos Musik: DJs und Live-Acts geben sich zukünftig die Klinke in die Hand. „Natürlich alles frisch und keinesfalls Mainstream, sondern eine Mischung aus diversen Genres. „Intellektuelle und experimentelle Musik“ nennt Goldman etwas kryptisch die Ausrichtung, ohne weiter ins Detail zu gehen.
Lange Umbauphase
Nach dem Aus des KingKa und dem desaströsen „Freiheit 2112“ Intermezzo wurde es einige Zeit recht ruhig um die Hanauer Landstraße 192. Seit ungefähr zwei Jahren laufen die Planungen rund um ein neues Clubprojekt. Die Motivation war für Goldman nicht ganz uneigennützig: „Frankfurt hat im Nachtleben einfach kein gutes Angebot für Erwachsene. Entweder sind es spezialisierte Clubs, oder es geht erst tief in der Nacht los. Ich habe mich oft mit Freunden unterhalten, wo wir denn hingehen könnten. Das Ergebnis war immer, dass wir zu Hause geblieben sind. Ich denke, das geht vielen Erwachsenen ab 25 ähnlich und genau das wollen wir ändern. Wer nicht endlos auf einen Star-DJ warten möchte, dafür aber in andere Welten eintauchen möchte, ohne dafür in den Flieger zu steigen, ist hier richtig.“ Dazu tragen auch die vielen kleinen versteckten Details bei. „Du kannst hier monatelang herumlaufen – es gibt überall etwas Neues zu entdecken. Reisen, ohne zu reisen. Selbst wenn zu Beginn des Abends nur 10, 20 Leute im Club sind, ist es schon spannend. Der Club selbst ist der Star.“
Tatkräftige Unterstützung
Im Fortuna Irgendwo wird nichts dem Zufall überlassen. Deswegen hat sich Goldman auch Experten an Bord geholt, die seine Vision umsetzen. Künstler Michael Dreher und Architekt Ivo Nikolov sind mitbeteiligt und geben dem Club in dem über einhundert Jahre alten Kesselhaus seinen ganz speziellen Touch. „Ein Club ist heute mehr als eine Anlage 'reinstellen und Bier ausschenken“, so der Clubveteran. „Man muss den Besuchern etwas bieten, damit sie wieder in die Clubs kommen.“ Klar, dass das auch eine Menge Geld kostet, doch das sei nicht Goldmans Hauptantrieb im „Fortuna“. „Das hier ist für mich ein Experiment, eine Herzensangelegenheit. Ein Sehnsuchtsort für ,Persönlichkeiten' oder ,Extravagante'“. Es wird sich zeigen, ob die Business-Metropole eine ausreichende Zahl davon besitzt und diese im Fortuna Irgendwo ihr Seelenheil finden. Zu wünschen wäre es – alleine schon wegen des Mutes, in Frankfurt die ausgetretenen Clubpfade zu verlassen.