Die Tage werden dunkler und kälter, die Outdoor-Season ist vorbei. Clubs dürfen ab sofort wieder als Bars eröffnen – bis maximal 23 Uhr. Ein Tanzverbot herrscht nach wie vor. Was bedeuten diese Auflagen für Clubbetreiber*innen und Künstler*innen? Wir haben mit einigen Menschen aus der Frankfurter Eventszene über die Sperrstunde, die Öffnung ihrer Clubs als Bars und die Zukunft der Veranstaltungsbranche gesprochen.
Matthias Morgenstern: „Man muss sich immer wieder schütteln, motivieren und nach neuen Möglichkeiten suchen.“
2003 hat Matthias Morgenstern das Tanzhaus West auf dem alten Milchsackfabrik-Gelände eröffnet. Seitdem zählt der Techno-Club zu den wichtigsten in Frankfurt und Umgebung; jedes Wochenende wurden dort Nächte durchgetanzt, Verbindungen geschlossen, Horizonte erweitert. Und dann wird einem plötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen. „Wir haben stets versucht, eine Form von Gegenwart und Zukunft zu suggerieren. Das war für meine Mitarbeiter*innen und mich extrem wichtig, um nicht ganz schwarz zu sehen.“ Im Sommer wurden immer wieder kleinere Projekte auf dem Gelände im Frankfurter Westen gestartet – Spendenaktionen, Club-Picknicke, Kulturprogramm im Sommergarten. Doch mit den immer kälter werdenden Temperaturen sind die Aussichten alles andere als rosig: „Unser Tanzlokal darf jetzt wieder öffnen, aber nur unter der Bedingung, dass wir kein Tanzlokal mehr sein dürfen. Das ist wie die Erlaubnis zum Fußballspielen bei gleichzeitigem Verbot, sich dabei zu bewegen – eine einzige Mogelpackung.“ Laut Morgenstern seien eigentlich genau die professionellen Clubbetreiber*innen diejenigen, die Feiern wieder möglich machen könnten, da sie ein großes eigenes Interesse daran hätten, ein sicheres, vertrauensvolles Umfeld für ihre Gäste zu schaffen. Leider werde Feiern gehen immer noch von vielen Seiten stark stigmatisiert: „Wer Partys anbietet, steht schnell unter Generalverdacht. Wir erfüllen zahlreiche wichtige sozial- und kulturpolitische Funktionen für unsere Gesellschaft; gleichzeitig wird uns in Extremsituationen wie jetzt das Verantwortungsbewusstsein abgesprochen.“