Die Tage werden dunkler und kälter, die Outdoor-Season ist vorbei. Clubs dürfen ab sofort wieder als Bars eröffnen – bis maximal 23 Uhr. Ein Tanzverbot herrscht nach wie vor. Was bedeuten diese Auflagen für Clubbetreiber*innen und Künstler*innen? Wir haben mit einigen Menschen aus der Frankfurter Eventszene über die Sperrstunde, die Öffnung ihrer Clubs als Bars und die Zukunft der Veranstaltungsbranche gesprochen.
Ansgar Fleischmann: „Den Clubs jetzt die Öffnung als Bar zu erlauben, ist eine reine Farce.“
Das Silbergold in der Heiligkreuzgasse ist bekannt für seine intime Atmosphäre, die lässige Bar, die Tischkicker und den kuscheligen Dancefloor, der seinen Gästen seit Jahren regelmäßig intensive musikalische Erlebnisse beschert. Doch die Tanzfläche mit den Discokugeln ist seit Monaten leer. Jetzt dürfen Clubbetreiber*innen ihre Locations wieder öffnen – das Tanzverbot besteht allerdings weiterhin und um 23 Uhr ist Sperrstunde. Silbergold-Inhaber Ansgar Fleischmann sieht für den regulären Clubbetrieb deshalb auch in nächster Zeit schwarz: „Wer setzt sich an einen improvisierten Tisch in einen dunklen Clubraum, wenn er stattdessen in eine Bar gehen kann? Solange kein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, werden mehr und mehr Clubs schließen müssen, es gibt bereits die ersten Opfer.“ Manche Veranstalter*innen sähen die Lösung in illegalen Veranstaltungen, erklärt Fleischmann. Doch die würden nicht nur der Gesundheit der Menschen schaden, sondern auch den Ruf der gesamten Partyszene schädigen. „Ohne weitere finanzielle Hilfen wird es nicht möglich sein, die derzeit im Wachkoma liegenden Clubs über so eine lange Durststrecke zu retten.“ Über den Sommer hat Fleischmann sich mit seinem Zweitjob in einem Plattenladen und Veranstaltungen in Outdoor-Locations gehangelt. Ende Juli sei der Veranstalter trotz weniger Kontakte selbst an Corona erkrankt: „Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde die Situation gut vom Gesundheitsamt gehandelt. Freunde haben mich während meiner Isolation versorgt. Der Verlauf war relativ mild, aber der Geschmackssinn für süß fehlt mir bis heute.“