
Eine Partei mit rechter, menschenverachtender Agenda sitzt seit 2017 im Bundestag, seit Juni 2023 stellt sie einen Landrat in Thüringen. Das sind harte Realitäten. Publizist und Philosoph Michel Friedman schreibt darüber in: „Schlaraffenland abgebrannt“. Er ruft in seiner Gesellschaftsanalyse analytisch und klug zu couragiertem Handeln auf. Laut Friedman haben viele Menschen nicht ausreichend gelernt, mit Furcht umzugehen und gesellschaftspolitische Krisen durch eine konstruktive Streitkultur zu bewältigen. Ebenso wenig wie sich Realitäten zu stellen: „Das haben wir seit Jahrzehnten nicht getan. Klimakatastrophe […], sozialpolitische und geostrategische Verwerfungen – all das ist uns lange bekannt, doch es war uns lästig. Lieber haben wir die Risse übersehen oder übertüncht. So lange, dass wir heute nicht mehr wissen, was man mit Rissen macht […]. Das ist gefährlich.“ Friedman, der als 9-Jähriger mit seinen Eltern nach Frankfurt zog und zuletzt in seinem Buch „Fremd“ persönlich über transgenerationale Traumata schreibt, spricht immer wieder über seine Erfahrungen. Von seinen Überzeugungen, dass jede/r etwas tun könne, um gegen Menschenhass vorzugehen: „Wir sind jetzt die Zeitzeugen. Was tun wir und tun wir genug?“ In einem kürzlich erschienenen Essay (stern.de) schreibt er: „Seit einiger Zeit überlege ich, ob ich meine Koffer wieder aus dem Schrank holen soll.“ Erschreckend: Das Leben in Deutschland ist für einige Menschen immer noch gefährlich(er) als für andere.
>> ET: 31.8.2023, piper.de