In ihrem zweiten Roman „Antichristie“ stellt sich die Autorin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal Fragen nach dem Kolonialismus und der Gewalt in uns allen. Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt?
London 2022, die Queen ist gerade gestorben und Durga, internationale Drehbuchautorin – Tochter eines Inders und einer Deutschen –, arbeitet an einer Verfilmung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mit. An einer „Reloaded“-Version, die versucht, politisch korrekt(er) zu sein: „Eine antirassistische Agatha-Christie-Verfilmung zu entwickeln, erschien hier nicht bloß wie eine gute Idee, sondern dringend notwendig.“ Das scheint gut zu passen, denn in Durga stecken Rebellion und Halluzinationen – glaubt sie doch immer wieder, ihre kürzlich verstobene Mutter Lila zu sehen. Und dann befinden sich die Leser:innen und Durga plötzlich im Jahr 1906, wo indische Revolutionäre ihren Weg kreuzen. Und die kämpfen nicht gewaltfrei wie Gandhi – wie die Explosion einer Bombe sehr deutlich macht.
Nachdem sich Mithu Sanyal in ihrem Debütroman „Identitti“ intensiv mit Identität, Aneignung, Zuschreibung und Herkunft befasste – Professorin Saraswati für Postcolonial Studies war die Instanz aller Debatten über Identität. Als sich herausstellt, dass sie eigentlich weiß ist, bricht ein medialer Sturm los –, arbeitet sich Sanyal in ihrem zweiten Roman ebenso klug, sehr witzig, pointiert und detailreich – mit vielen Referenzen – an den drängenden Themen unserer Zeit ab. Über die viel zu lange geschwiegen worden ist: „Eine abgefahrene, lustige und schonungslose Debatte über den Kolonialismus […] Antichristie bringt die ganze Welt in die deutschsprachige Literatur“ (hanser-literaturverlage.de). Kulturjournalistin Shirin Sojitrawalla moderiert das Gespräch.
Wer mag, kann schon vor Erscheinen des Romans mit Mithu Sanyal im Readers’ Room am 4. + 18. September via Zoom diskutieren (Anmeldung: hanser-literaturverlage.de/beitrag/readers-room-mit-mithu-sanyal-b-599).
>> 30.9.2024, Literaturhaus Frankfurt, 19.30 Uhr, 12/8 € + Streamingticket 5 €, literaturhaus-frankfurt.de, ET. 17.9.2024, hanser-literaturverlage.de