
Er machte aus Literatur-Kritik eine Lebens-Kunst. Marcel Reich-Ranicki wurde 1920 in Polen in eine assimilierte jüdische deutsch-polnische Familie hineingeboren. Als Schüler lebte er in Berlin, als junger Mann flüchtete er mit seiner Frau aus dem Warschauer Ghetto, er arbeitete für den kommunistischen Geheimdienst, wurde aus der Partei ausgeschlossen und erhielt Publikationsverbot. 1953 kam er nach Frankfurt und schrieb u. a. für die FAZ. Nach einem Intermezzo bei DIE ZEIT ging er zurück an den Main, wo er von 1973 bis 1980 die Literaturredaktion der FAZ leitete. Er duellierte sich voller Leidenschaft für die Literatur. War dabei überschwänglich oder respektlos, scharfsinnig und unbestechlich. Er förderte Autoren, er kritisierte „Die Blechtrommel“, für die Grass den Nobelpreis bekam, und provozierte Martin Walser zu dem Roman „Tod eines Kritikers“. Mit der Fernsehsendung „Das Literarische Quartett“ wurde der „Literaturpapst“ zu einer Kultfigur. Er zeigte uns, dass die Begegnung mit dem richtigen Text unser Leben retten kann. Das jüdische Museum widmet ihm aktuell eine digitale Ausstellung. Im Historischen Museum kann man ganzjährig seinen Schreibtisch beschauen.
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