
Wer war dieser Künstler, der mit seinen ungewöhnlichen Bildern zu Lebzeiten große Anerkennung aber auch heftige Ablehnung erfuhr? Die Ausstellung im Museum Wiesbaden präsentiert den sächsischen Maler und Grafiker im Kontext seiner Zeit – eine grundlegende Neubewertung.
>> 3.3.-23.7., Museum Wiesbaden, museum-wiesbaden.de
Oskar Zwintschers Werk spiegelt die große Bewegung der Lebensreformen seiner Zeit wider. Ihre Themen wie Vegetarismus, Zivilisationsflucht, Naturverbundenheit und Schönheitskult beschäftigten die Gesellschaft damals wie heute. Vor allem seine brillant gemalten (Selbst-)Portraits bewegen sich im Spannungsverhältnis von Selbstbefragung und Selbstinszenierung.
In der Ausstellung „Weltflucht und Moderne“ wird nun die gesamte künstlerische Bandbreite des sächsischen Malers und Zeichners im Kontext seiner Zeit präsentiert. In seinen auratischen Arbeiten zeigen sich Übergänge und Umbrüche, die ihn zwischen Tradition und Modernität verorten lassen. Vom Symbolismus über den Jugendstil bis zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit spannt sich in seiner recht kurzen künstlerischen Schaffensperiode ein eindrucksvoller Bogen. Dank unseres Partners, dem Albertinum in Dresden, ist es möglich, mit Oskar Zwintscher eine herausragende Position dieser Zeit wiederzuentdecken und deren Aktualität zu erleben.
Oskar Zwintscher als Portraitist
Im Bildnis vollendete sich Zwintschers Meisterschaft — er verstand es hervorragend, durch Vereinfachungen in den Kompositionen die Aufmerksamkeit auf das Gesicht und vor allem auf die Augen zu lenken. Bereits von seinen Zeitgenossen wurde seinen Bildnissen eine gewisse Kühle nachgesagt; der Maler ordnete seine Bilder in klaren, zuweilen geometrisierten Formen und mit Bezug auf Ornamente. Neben repräsentativen Damenbildnissen, die auch großbürgerliche Salons zieren konnten, entstanden sehr private Bildnisse, in denen mitunter Spuren des Alters kaum idealisiert und ungeschönt dargestellt sind.
Sein wichtigstes Modell und zentrale Quelle seiner Inspiration fand Zwintscher in seiner Frau Adele. Auf insgesamt 14 seiner Portraits ist sie wiederzufinden.
Flächenbetonte Landschaften
Die Beschäftigung mit der Landschaft nahm in Zwintschers Werk neben der Portraitkunst einen wichtigen Platz ein. In jungen Jahren begann er mit impressionistisch aufgelösten Szenen, experimentierte jedoch mehr und mehr mit der Betonung der Fläche und klaren Strukturen. Besonders Frühlings- und Sommermotive — häufig in starken Hochformaten und leuchtenden Farben — stehen symbolisch für Aufbruch, hoffnungsvollen Beginn, Jugend und Wachstum. Die landschaftlich reizvolle Umgebung entlang des Elbtals bildete einen idealen Nährboden für die stilistische Entwicklung des Künstlers. In der mittelalterlich geprägten Stadt Meißen fand der junge Zwintscher nach seiner Akademiezeit in Dresden zu einer markanten, in Farbigkeit und Linienschärfe modernen Bildsprache.
Zwintscher & Friends – Worpswede
Vielfältig sind die Beziehungen Oskar Zwintschers zum Künstlerdorf Worpswede. Paula Modersohn-Becker kannte ihn seit spätestens 1900, Heinrich Vogeler war mit ihm wohl bereits seit 1897/98 befreundet. Zwintscher wiederum reiste im Frühjahr 1902 in den Ort nahe Bremen, um die junge Ehefrau des Dichters Rainer Maria Rilke, Clara Westhoff, auf dessen Einladung hin zu proträtieren. Bildnisse von Rilke und Vogeler malte er ebenso.
Illustrationen für „Meggendorfer’s humoristische Blätter“
Satire- und Witzblätter hatten Hochkonjunktur in der Zeit um 1900. In München, damals einer der bedeutendsten und liberalsten Kunstschauplätze im Deutschen Reich, florierten illustrierte Zeitschriften wie „Simplicissimus“, „Fliegende Blätter“ und ab 1888/90 auch „Meggendorfer’s humoristische Blätter“. Zu den Mitarbeitenden, die dem Verlag ausgeführte Vorlagen lieferten, zählten u.a. Koloman Moser aus Wien, Matilde Ade und von 1895 an — als einer der produktivsten und eigenständigsten Künstler — Oskar Zwintscher. Seine Inventionen sind von starker Linienbetonung im Sinne des Art nouveau gekennzeichnet, die auf jüngere Künstler (Otto Dix, George Grosz) gewiss nicht ohne Eindruck blieben.
Gewinnen Sie Freikarten
Besuchen Sie die große Oskar Zwintscher Ausstellung in diesem Kulturfrühling in Wiesbaden. Wir verlosen 3 x 2 Tickets für Ihren Besuch im Museum Wiesbaden. Schreiben Sie bis zum 25. März 2023 eine Mail mit dem Stichwort „Weltflucht“ an: presse@museum-wiesbaden.de