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© Andreas Bunte
Andreas Bunte, La Fée Electricité, 2007, 16-mm-Film (digitalisiert), (Still)
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© Dana Sherwood
Dana Sherwood, Feral Cakes, 2017, Video (Still)
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© VG Bild-Kunst, Bonn, 2025; Foto: Studio Hans Op de Beeck
Hans Op de Beeck, Miriam, 2024, Skulptur
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© Sarah Gillespie
Sarah Gillespie, Peppered Moth, 2021, Mezzotinto, aus der Serie A Litany of Moths
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© Joshua Bonnetta
Joshua Bonnetta, Arc of Night, 2025, Video (Still)
Dunkelheit erscheint uns oft als selbstverständlich, doch in unserer hell erleuchteten Welt wird sie immer seltener. Besonders in Städten gibt es kaum noch echte Dunkelheit, vor allem nachts. Die Ausstellung „Nachtleben“ im Museum Sinclair Haus lädt uns ein, dieser zu begegnen.
Redaktion: Heidi Zehentner
Die Nacht ist mehr als nur die Abwesenheit von Licht – sie ist ein lebendiger, geheimnisvoller Raum voller Bewegung, Klang und Leben. Die Ausstellung Nachtleben im Museum Sinclair-Haus lädt dazu ein, die Dunkelheit neu zu entdecken: als natürlichen Lebensraum, als kulturelles Symbol und als bedrohte Sinneslandschaft. In einer Welt, die zunehmend von künstlichem Licht durchdrungen ist, gerät die Nacht aus dem Blick. Doch für viele Tiere ist sie ein vertrauter Ort, in dem sie sich sicher und frei bewegen. Während der Mensch tastend und vorsichtig durch die Dunkelheit schreitet, gleiten Fledermäuse, schleichen Waschbären und flattern Motten durch die nächtliche Welt. Die Ausstellung zeigt, wie unterschiedlich Dunkelheit erlebt wird – von Menschen und von nachtaktiven Tieren. Nachtleben thematisiert die Schönheit und Notwendigkeit der Dunkelheit. Sie ist essenziell für unsere Regeneration, für den natürlichen Rhythmus der Erde und für das Überleben zahlreicher Arten. Gleichzeitig regt die Ausstellung zum Nachdenken über die Folgen der Lichtverschmutzung an. Eine Studie zeigt: Kinder, die heute unter einem Himmel mit 250 sichtbaren Sternen geboren werden, sehen mit 18 Jahren nur noch etwa 100 – sofern sich unser Umgang mit künstlichem Licht nicht ändert. Die Kunstwerke international renommierter Künstlerinnen und Künstler wie Hans Op de Beeck, Philippe Parreno, Anaïs Tondeur und Susanne M. Winterling eröffnen neue Perspektiven auf die Nacht. Sie folgen Tieren auf ihren nächtlichen Streifzügen, beleuchten das menschliche Nachtleben und beschwören den Zauber der Dunkelheit. Dabei wird die Sehnsucht nach Licht ebenso spürbar wie die stille Kraft der Nacht. Nachtleben ist eine Einladung, die Dunkelheit zu schützen – und sie als wertvollen Teil unserer Welt zu würdigen. Mit Joshua Bonnetta, Andreas Bunte, Thierry Cohen, Dominik Eulberg und Matthias Garff, Loïe Fuller, Sarah Gillespie, Sven Johne, Melanie Manchot, Sandra Mann, Robin Meier Wiratunga, Yann Mingard, Hans Op de Beeck, Philippe Parreno, Alona Rodeh, Dana Sherwood, Anaïs Tondeur, Susanne M. Winterling, Tobias Zielony.
DIE AUSSTELLUNG
Kapitel 1: Im Dunkeln tappen
„Nachts sind alle Katzen grau“ – oder liegt das doch nur am Auge des Menschen? Denn um Farben sehen zu können, brauchen wir Licht. In der Dunkelheit nimmt auch die Sehschärfe ab und es dauert länger, bis wir Objekte im Sichtfeld wahrnehmen. Die Nacht verwandelt die Welt. In diesem ersten Kapitel folgen wir Künstler:innen, welche die Dunkelheit als Lebensraum nachtaktiver Tiere erkunden. Die Augen und Ohren dieser Tiere sehen und hören anders – daher ist auch ihre Wahrnehmung von Dunkelheit eine komplett andere als diejenige, die wir erleben. Was erzählen sie uns über unsere eigenen Ängste?
Kapitel 2: Nachtschwärmer
Während nachts zahllose Tiere durch Landschaften und Städte streifen, schwirren, kriechen oder flattern, nutzen Menschen die Nacht, um zu tanzen, zu träumen oder zu arbeiten. In diesem Teil der Ausstellung richten wir den Blick auf die Schönheit der Dunkelheit und die menschliche Sehnsucht nach Licht. Seit der Verbreitung elektrischen Lichts ab den 1880er Jahren verdrängen Menschen vielerorts die natürliche Dunkelheit. Sie weicht Straßenlampen, Leuchtreklamen und dekorativer Fassadenbeleuchtung: Licht rund um die Uhr, 24/7. Wie viel Licht brauchen wir wirklich und wo können wir mehr Dunkelheit zulassen?
Kapitel 3: Sinneslandschaften
Dunkelheit ist so viel mehr als die Abwesenheit von Licht. Das Erleben von Dunkelheit schenkt uns Farbschattierungen, Töne und Gerüche, die wir nur im Dunkeln erleben, denn sie spricht unsere Sinne anders an als das Licht. Die beiden künstlerischen Positionen in diesem Kapitel öffnen durch unterschiedliche Zugänge zur Dunkelheit Räume für eine andere Aufmerksamkeit – für das, was lebt, leuchtet oder duftet, auch wenn wir es kaum wahrnehmen.
>> Bis 15.2.2026, Museum Sinclair-Haus (Löwengasse 15), Bad Homburg v.d.H., kunst-und-natur.de, museum-sinclair-haus.de