
Dass Stéphane Mandelbaum 1986 schon mit 25 Jahren starb – und zwar nicht eines natürlichen Todes – wundert beim Gang durch die Ausstellung nicht. Mandelbaums Portraits und Skizzen zeigen seine Faszination für ein exzessives Leben, für abseitige, auch gebrochene Charaktere, das Nachtleben und das kriminelle Milieu. Mandelbaum wuchs in einer jüdischen Künstler-Familie in Belgien auf. Schon als junger Student suchte er nicht das Schöne, sondern ging zum Zeichnen in Schlachthöfe. Er zeichnete und malte verlebte Prostituierte, Punks, Menschen von der Straße, Szenen aus Bars und Bordellen. In großen Formaten oder kleinteilig vollgekritzelten Notizheftseiten, meist schwarz-weiß. Drastisch und mit oft perspektivisch leicht verzerrten Gesichtern, die manchmal an Karikaturen erinnern. Künstlern wie Luis Buñuel und Francis Bacon, aber auch Nazi-Verbrechern wie Josef Goebbels in Rednerpose widmet er ganze Bilderserien. Gerade Goebbels bleibt darin merkwürdig glatt und ohne viel Details, Mandelbaum defragmentiert die Pose in der Serie immer mehr, bis schließlich nur noch ein schreiender Mund übrig bleibt.
>> Bis 30.10.22, Tower MMK, Di/Do-So 11-18+Mi 11-19 Uhr, mmk.art