
© Rachel von Morgenstern
Der Blick hinter die Leinwand, das Aufbrechen der Fläche, ist ein moderner Klassiker in der Kunstgeschichte. Rachel von Morgenstern, ehemalige HfG Offenbach-Studentin, geht das Thema eher subtil an. Sie schneidet oder schlitzt nicht wie Fontana oder geht von der Leinwand in die Dreidimensionalität. Statt dessen sieht man erst auf den zweiten Blick hinter dem bemalten Stoff das Gitter des Keilrahmens aus Holz durchschimmern. Das zarte, halb durchsichtige Polyester ist ein Material, das normalerweise nicht als Untergrund für Malerei verwendet wird. Bunte, breite und satt deckende Pinselstriche sind auf der weißen Fläche verwoben mit dünnen Linien, dann wieder zerläuft die Farbe wässrig auf dem wenig saugfähigen Polyesterstoff wie bei Aquarellfarbe. Es sind abstrakte, rhythmische Kompositionen in Acryl und Öl, in die man selten höchstens mal blumige Formen hineininterpretieren könnte. Morgenstern nutzt die Besonderheit des durchsichtigen Stoffes, indem sie ihn sowohl von der einen, als auch von der anderen Seite bemalt. Flipside: Pinselstriche auf links gedreht. So erklärt sich auch der ungewöhnliche Eindruck, den die Bilder erzeugen und den man, bevor man über die Technik Bescheid weiß, nicht recht benennen kann. Die Farbe scheint stellenweise zu schweben.
Redaktion: Ann Wente-Jaeger
>> Bis 28.6., Galerie Filiale, Stiftstrasse 14, Frankfurt, galerie-filiale.de