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© Moritz Bernoully
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© Moritz Bernoully
Seit 2022 musste das Deutsche Architekturmuseum auf ein Interimsquartier im Ostend ausweichen. Nun ist das DAM zurück und lädt zum Stauen und Verweilen ein. Und feiert nicht nur die Wiedereröffnung, sondern auch sein 41. Jubiläum.
Redaktion: Heidi Zehentner
Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) wurde 1984 als das erste Architekturmuseum in Deutschland und als erstes für diesen Zweck errichtete Museum der Welt eröffnet. Es gilt europaweit als eine der renommiertesten Adressen in Sachen historischer und aktueller Architektur. Den Schwerpunkt bilden wechselnde Ausstellungen zu nationalen und internationalen Architektur- und Städtebauthemen des 20./21. Jahrhunderts. Als Diskussionszentrum für aktuelle Fragen veranstaltet es Tagungen und Workshops, gibt zahlreiche Publikationen heraus und ist in nationalen und internationalen Preisjurys vertreten. Die Museumsarchitektur stammt von dem renommierten Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers. Der historischen Gründerzeitvilla wurde ein abstraktes Haus-im-Haus inkorporiert, das die Architektur mit den ihr ureigenen architektonischen Gestaltungsmitteln thematisiert.

© Kirsten Bucher
Peter Cachola Schmal
Der Direktor des Deutschen Architekturmuseum (DAM) Peter Cachola Schmal wirft einen Blick auf die technischen Neuerungen und den zukünftigen Museumsbetrieb:
Welches ist für Sie die beeindruckendste Neuerung im DAM nach der Renovierung?
Sicherlich das neue Glas über dem Erdgeschoss, das hoffentlich die Temperaturen regulieren wird: im Sommer nicht mehr zu heiß und im Winter nicht mehr zu kalt.
Gibt es neue Angebote für Besucher:innen?
Wir werden bestimmt einiges aus unserer Interimszeit mitnehmen, z.B. die Aktionen und Workshops im Außenraum, wie derzeit die „Stadtsafaris“ zur Ausstellung „Stadt für alle“.
Die Ausstellung „Architecture and Energy“ befasst sich mit aktuellen Herausforderungen. Wie verändern diese und weitere die Architektur in den nächsten Jahren?
Wir müssen alle auf allen Feldern, die wir beeinflussen können, den Treibhausgasausstoß reduzieren. Positive Beispiele werden in der Ausstellung präsentiert, als Vorbild. Nun müssen wir nur noch ins Tun kommen.
Gibt es für Sie ein Thema, das unbedingt noch gezeigt werden sollte?
Wir denken darüber nach, herauszufinden, was wohl aus den Flüchtlingsbauten von unserem Architekturbiennale-Beitrag 2016 „Making Heimat“ geworden ist. Stehen sie überhaupt noch, wer wohnt in ihnen, waren sie erfolgreich?

© Jens Willebrand
Architecture and Energy. Bauen in Zeiten des Klimawandels
>> Bis 5.10.2025, DAM Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, Frankfurt, Di/Do-Fr 11-18, Mi 11-20 Uhr, öffentl. Führungen immer samstags und sonntags, dam-online.de
Regionaler geht’s nicht: Die Kräuter, die in einem 2021 eröffneten Lebensmittelmarkt in Wiesbaden verkauft werden, wachsen im hauseigenen Gewächshaus auf dem Dach. Das reduziert Verpackungen, spart den Transport und nutzt die so begrünte Dachfläche. Zusammen mit der Glasfassade und der großen Markthalle aus Holz ein Beispiel für nachhaltige Baukonzepte in Europa, die in der Ausstellung vorgestellt werden. Eingangs wird man von den Zahlen erschlagen. 55 % der Abfallproduktion in Deutschland entsteht durch den Bau und Betrieb von Gebäuden. Mit ca. 40 % tragen Gebäude mehr als jeder andere Bereich zur Klimaerwärmung bei. Und Europa erwärmt sich doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt. Höchste Zeit also, dass beim Bauen nicht nur in vereinzelten Prestigeprojekten, sondern flächendeckend umgedacht wird. Das Wissen, die Technik und die Materialien dafür sind da. Anhand eines Kindergartens in Dänemark wird gezeigt, wie aus recycelten Materialien neue, einzigartige Gebäude entstehen können. Alte Holzbalken, Stahlelemente, Ziegel und sogar die alte Uhr einer ehemaligen Schule wurden wiederverwertet. Eine Materialbibliothek stellt innovative Baumaterialen vor, die entweder natürlichen Ursprungs sind (Holz, Wolle, Lehm) oder ebenfalls recycelt – anfassen erlaubt. Begrünung und intelligente Luftführung in anderen Projekten ermöglicht, Gebäude möglichst klimaneutral zu wärmen oder zu kühlen. Energie lässt sich quasi nebenbei auf dem Dach gewinnen, z.B. mit der kleinen, schicken „Flower-Turbine“ aus den Niederlanden. Immerhin: 146 % mehr Photovoltaik-Module gibt es seit 2023 in Deutschland. 22 % der Häuser bestehen mittlerweile hauptsächlich aus Holz. Das DAM entlässt die Besucher mit ein paar positiven Fakten.
Ann Wente-Jaeger