
© Gerhard Haderer
Perfekte Ästhetik bis in den Tod. Selbst der Hai lächelt freundlich in die Kamera, während der standhaft aus dem Maul herausgestreckte Arm samt Selfie-Stick noch ein letztes Foto schießt. Sich über den Selfie-Wahn und die Sucht nach Selbstdarstellung gepaart mit Dummheit lustig zu machen, ist so naheliegend wie einfach. Aber kaum jemand tut das wohl so meisterhaft und hintersinnig wie Gerhard Haderer. Noch dazu merkt man gerade bei den großformatigen Ölgemälden des österreichischen Star-Karikaturisten, wie sehr der ausgebildete Werbegrafiker sein malerisches Handwerk beherrscht. Und seine Motive fordern oft geradezu heraus zu raten, auf welchen großen Meister der Kunstgeschichte er sich bezieht, Caravaggio oder doch Rembrandt? Haderers Themen sind allerdings ganz zeitgenössisch, vom Klimawandel bis zur Flüchtlingskrise. Er prangert die gierige, unreflektierte und egoistische Wohlstandsgesellschaft an, Politiker ebenso wie den Durchschnittsbürger. Sogar dem Papst wird von Jesus höchstpersönlich in „Messias im Vatikan“ der Hintern versohlt, während die Kardinäle ringsum vor lauter Grausen ganz genau hinsehen müssen.
Ann Wente-Jaeger
Bis 17.9.2023, Caricatura Museum, Di-So 11-17 Uhr, caricatura-museum.de