Foto: © Kirsten Köhler
Deutsche weisen schon lange keine homogenen phänotypischen Merkmale auf. Sie haben diverse kulturelle Backgrounds, heißen nicht nur Marie oder Leon und sind nicht ausschließlich blond und bauäugig. Was wie eine Binsenweisheit klingt, wird leider immer noch diskutiert und in Frage gestellt. Die neue Ausstellung im Biografischen Kabinett setzt sich mit diesem Phänomen „Schwarz und Deutschsein – ein Widerspruch?“ auseinander – anhand des Lebens von Theodor Wonja Michael, afrodeutscher Zeitzeuge des Nationalsozialismus. Als Kind eines kamerunischen Vaters und einer preußischen Mutter in Berlin 1925 geboren, erlebte er Rassismus, Entmenschlichung und Ausgrenzung. Nach der Machtergreifung der Nazis, konnte er seine Schulbildung nicht abschließen und sollte in NS-Propagandafilmen „den Primitiven“ mimen: 2Wir spielten, mit Baströcken um die Hüften, Afrikaner, wie die Europäer sie sich vorstellten: Als kulturlose, ungebildete Wilde […].“ Theodor Wonja Michael (1925–2019) – Journalist, Schauspieler, Beamter des BND – thematisierte unermüdlich die Lebensrealitäten Schwarzer Deutscher, über die zu wenig bekannt ist. Und das obwohl die inhumane Rassenideologie des 20. Jahrhunderts existenzielle Konsequenzen für Schwarze Deutsche beinhaltete. Die Schau geht auf Spurensuche deutscher Geschichte aus einer bisher kaum erwähnten Schwarzen Perspektive und zeigt einmal mehr, dass die Gegenart nicht ohne die Vergangenheit gedacht und verstanden werden kann.
>> Historisches Museum, Di/Do/Fr 10-18/ Mi 10-21/ Sa+So 11-19 Uhr, historisches-museum-frankfurt.de, 3GVorankündigung