© Barbara Klemm / Courstesy Galerie—Peter—Sillem
Selbst der kolossale Gipfel des Matterhorns scheint in der Aufnahme von Barbara Klemm nicht mehr ganz er selbst zu sein. Bei Nacht fotografiert, schwarz-weiß und einseitig von einem hellen Mond beschienen, meint man die berühmte Gipfelsilhouette ganz neu zu sehen. Die körnige Unschärfe lässt den Berg und die wabernden Wolken im Hintergrund ineinander übergehen, wie in ihre atomaren Einzelteile zerlegt – alles ist eins. Barbara Klemm, Frankfurter Fotografin und große Beobachterin, ist sonst vor allem bekannt für ihre Momentaufnahmen, einfühlsame Portraits und Bilder, die die Zeitgeschichte einfangen. Ihre Landschaftsfotografien (ebenfalls konsequent schwarz-weiß), die bei Reisen um die ganze Welt entstanden sind, zeigen eine weitere Facette in ihrem Werk. Der Iguazú-Wasserfall, der dramatisch einen Felsen herabstürzt, dunstiger Nebel über dem Meer, bizarre Steinformationen im Bryce-Canyon-Nationalpark in den USA oder Wolkenspiele über Baumschatten im Schwarzwald: Licht, Vegetation, Wasser und Erde formen zusammen beeindruckende Kompositionen aus allen Schattierungen von Grau, Weiß und Schwarz. Menschen und selbst Bauwerke tauchen hier fast gar nicht auf. Einzelne Momente, zufällige Sekunden, treten in den Hintergrund.
Ann Wente-Jaeger
>> Bis 19.10.2024, Galerie Peter Sillem, Frankfurt, galerie-peter-sillem.com