
© Amie Barouh
Liest man das Interview mit der Künstlerin Amie Barouh im Booklet der Ausstellung, sind die wenigen Fotografien am Eingang des ansonsten stockdunklen Zollamts naheliegend. Es sind Familienfotos, Schnappschüsse in einer zwar etwas verwahrlosten Umgebung, aber mit dem Eindruck von fröhlichem, engem Zusammensein. Im Interview spricht Barouh von ihrer Arbeit mit Sinti- und Roma-Gemeinschaften in den Armenvierteln von Paris, von der langen Geschichte ihrer Verfolgung und Diskriminierung. Sie berichtet von der Gefahr einer Abwärtsspirale durch die Isolation der Gemeinschaften, aber auch von dem starken Willen, das eigene Leben selbst zu bestimmen, von der großzügigen, lebendigen und warmen Atmosphäre. Schaut man sich den Film „Je peux changer mais pas à 100 %“ an, den längsten und düstersten der gezeigten Filme, fragt man sich, ob letztere Wahrnehmung nicht etwas romantisierend ist. Der beklemmende Film zeigt das Leben von Obdachlosen, die in einem Parkhaus leben, hauptsächlich Roma. Ihr Dasein ist geprägt von Drogen, Kriminalität, Machtkämpfen und einem sehr fragwürdigen Frauenbild. Die Chance auf Bildung und einem Weg in eine bessere Zukunft scheint unerreichbar. Erst in einem anderen, fiktiven Film, wird diese Chance angedacht. Zwei Brüder laufen nach einem Einbruch in die Ferne und beschließen, Zauberer zu werden.
Ann Wente-Jaeger
>> Bis 22.6.2025 | ZOLLAMT MMK, Frankfurt | mmk.art